Familie

Frisch zurück aus dem Büro erreichte mich heute eine Nachricht, die mich darüber nachdenken ließ, wie all das hier in 2, 3, 5 oder 10 Jahren sein wird. Und ob ich vielleicht irgendwo da hinten, im Rückspiegel, falsch abgebogen bin. 

Meine liebe Tochter, ich möchte dir so viel sagen. Und doch weiß ich, dass heute nicht der Tag dafür ist.

Wohin führt unser Weg? Wieder aufeinander zu oder voneinander fort?

Lange ist es her, als du das Licht dieser Welt erblicktest. Begleitet vom Sound von “Wir sind Helden” – “Gekommen um zu bleiben”.
Lange ist es her, dass ich dich in meinen Armen hielt. Ein kleines Geschöpf, so zart und noch so viel Leben vor sich.
Lange ist es her, dass ich dich nächtelang durchs Schlafzimmer trug, weil dein Bauchweh dich nicht schlafen ließ.
Und so lange ist es her, als ich den Tränen nah und voller Sorge an deinem Krankenbett stand, bevor dein gebrochener Arm im Krankenhaus wieder in seine ursprüngliche Form gerichtet wurde.

Du warst noch klein, als du mir freudig in die Arme ranntest, wann immer ich von der Arbeit heim kam.
Du warst noch klein, als ich unser gemeinsames Haus verlassen musste, um wieder leben zu können.
Du warst noch klein, als es mir das Herz zerriss, dich dort zurücklassen zu müssen.
Du warst noch klein, als du mich weinend am Telefon fragtest, warum ich nicht mehr nach Hause kommen würde.

Du wurdest 10, als du von meiner wahren Identität erfuhrst.
Du wurdest 10, als für dich erneut eine Welt zusammenbrach.
Du wurdest 10, als dein kleines Herzchen sich vor Trauer verkrampfte und wieder Tränen auf die Erde vergoss.

Heute bist du 11.
Heute beginnst du ganz, ganz langsam, einige Wege im Leben zu gehen.
Heute schmerzt dein Herz noch genau wie damals.
Heute wendest du dich von mir ab, weil die Liebe zu sehr weh tut.
Und heute schreibst du mir: “Hallo Papa, (…) Ich hab dir (..) extra nicht gesagt, dass ich feiere. Ich wollte nicht dass du als Julia dabei bist.”

Wohin führt unser Weg? Wieder aufeinander zu? Morgen? Nächste Woche? Nächstes Jahr? In 10 Jahren? Oder nie wieder?

Oder voneinander fort? Jede weitere Sekunde?

Meine liebe Tochter, ich fühle deinen Schmerz – und ich wünschte, ich könnte ihn dir nehmen. Und doch weiß ich, dass ich der Mensch sein muss, der ich schon immer war und mich nicht mehr verbiegen kann, ohne zu brechen.

So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt.
Ich hoffe, wir finden einen gemeinsamen Weg.
Ich hoffe, unser beider Herzen vermögen es zu heilen und sich wieder freudig in die Arme zu schließen.
Eines Tages.

Ich liebe dich, mein Kind!
Von ganzem Herzen.

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