Literatur-Tipps
An dieser Stelle möchte ich euch ein paar Literatur-Tipps zu trans-bezogenen Themen vorstellen. Alle hier vorgestellten Werke habe ich selbst gelesen und gebe daher meine ganz persönliche Bewertung ab.
Die Geschichte von Lili Elbe: Ein Mensch wechselt sein Geschlecht
Harald Neckelmann
Hierbei handelt es sich um eine Biografie der trans oder inter Person Lili Elbe. Lili lebte im frühen 20 Jahrhundert und war der Legende nach der erste Mensch, der sich einer Genitalangleichung unterzogen hat. Lili gilt auch heute noch als große Inspiration für trans Menschen.
Das Buch beschreibt ihren Leidens- und Lebensweg und geht dabei auf zahlreiche Details ein, die in der Verfilmung ihres Lebens zu kurz kommen. Ich fand die Lektüre absolut inspirierend und ich ziehe gut 100 Jahre nach Lili Elbes Leben meinen Hut vor ihr.
Keine Frage: eine ganz klare Kaufempfehlung!
Märchenland für alle
Boldizsár M. Nagy (Herausgeber), Lilla Bölecz (Illustrator)
Dies ist ein ganz besonderes Buch. Nicht nur einfach ein Märchenbuch, nein. Es ist ein Märchenbuch, dass die Vielfalt unserer Welt und der Gesellschaft feiert. Es erzählt Geschichten über ein Trans-Bambi. Über zwei schwule Prinzen. Und eine Prinzessin, die ihre Identität nicht nur durch Schönheit und die Heirat eines heldenhaften Prinzen definieren möchte, sondern stark und selbstbestimmt handelt.
Dieses Buch wurde in Ungarn – beinahe wie im Mittelalter – geschreddert und verpönt, da es gegen die engstirnigen Denkweisen der erzkonservativen Eliten des Landes aufbegehrt. Und genau weil es das so charmant tut, möchte ich diesem Buch eine ganz klare Kaufempfehlung geben. Nicht nur Kinder können daraus Toleranz und Vielfalt lernen, selbst für viele Erwachsene lohnt sich die Lektüre.
Transfrau? Ja, genau! Auf dem Weg zu meiner Identität
Ulrika Schöllner
Dieses Buch hat mir am Anfang meiner Transition sehr geholfen. Es schreibt autobiografisch die Transition der Autorin, von der Selbsterkenntnis über Coming Outs bis hin zu genitalangleichenden OP. Damit gab mir dieses Buch einen guten Überblick, was im Rahmen einer Transition auf mich zukommen könnte.
Klare Empfehlung, vor allem für Menschen, die am Anfang der Transition stehen. Auch für Angehörige kann es viele Fragen zu einer Transition beantworten und eine gute Diskussionsgrundlage schaffen.
Meine Mutter, sein Exmann und ich
T. A. Wegberg
Die Geschichte eines Teenagers, dessen leibliche Mutter sich als transident outet und seine Schwierigkeiten, damit umzugehen. Ein herrlich eingängig geschriebener, kurzweiliger und mit Humor durchzogener Roman, der sich locker lässt, deutlich die Gedanken, Konflikte und Entwicklungen des Hauptcharakters nachzeichnet und dabei sehr achtsam mit dem Thema Transidentität umgeht.
Dann und wann hatte ich Tränen der Rührung in den Augen, als ich das Buch binnen 2 Tagen während meines Klinikaufenthalts nach meiner GaOP förmlich verschlungen habe. Insbesondere für Transpersonen mit Kindern schärft dieses Buch den Blick für die Bedürfnisse und Ängste von Kindern, macht aber gleichsam Hoffnung, dass auch diese familiäre Herausforderung gemeistert werden kann.
Alle Daumen hoch! Leseempfehlung!
Im Park der prächtigen Schwestern
Camila Sosa Villada
In diesem Roman dreht sich alles um prostituierte Transfrauen in Argentinien. Um den beschwerlichen Alltag, die allgegenwärtige Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung, ungesunde Lebensführung und Armut. Er ist durchzogen von einer schweren Grundstimmung, berichtet aber auch vom teils fragilen Zusammenhalt der „Schwestern“ und ihrem Umgang miteinander. Dieses Buch zeichnet ein bedrückendes und tristes Bild des Lebens jener Transfrauen, die schon in Kindertagen unter ihrer Identität zu leiden hatten und zu teils verzweifelten Maßnahmen greifen, um über die Runden zu kommen. Oder eben auch nicht.
Trotz seiner guten Bewertungen musste ich mich sehr durch den Roman kämpfen. Die Sprache fand ich wenig eingängig, an manchen Stellen zu abstrakt und unnötig bildhaft. Das beschriebene Leben machte mich sehr betroffen und stieß mich gleichsam ab, so dass ich froh war, als das Buch ein Ende fand.
Dieses Werk ist Geschmackssache. Ich persönlich empfehle es nicht weiter, lade aber zu einer Leseprobe ein (einfach auf das Bild links klicken). Mir war es zu düster, schwer, abstoßend und negativ. Dennoch leistet das Buch mit seinem Blick hinter die verschmutzten und „abgefuckten“ Kulissen der Trans-Prostitution in Argentinien eine wertvolle Perspektive auf die existenzbedrohenden Schwierigkeiten, die manche Transpersonen in ihrem Leben zu bewältigen haben und wie alleine sie damit gelassen werden, wenn sie sich nicht selbst helfen.