The End

Frage: Woran merkst du, dass das Ende deiner Transition in großen Schritten auf dich zukommen? Ich sage es euch: es häufen sich die Momente, die sich wie das Ende eines bedeutenden Kapitels anfühlen.

Zurückblickend gab es schon einige solcher Momente in den letzten Monaten. Und ein paar stehen in Kürze an. Den Anfang machte vor einiger Zeit das (vorläufige) Ende meiner Logopädie. Schon länger habe ich aber auch das Gefühl, dass meine Zeit in der Gruppentherapie langsam zu Ende geht. Seit Juli 2020 bin ich nun in dieser Gruppe und habe viele liebe Menschen kommen und gehen sehen – die meisten verlassen die Gruppe unmittelbar nach der GaOP. Man könnte beinahe behaupten, ich gehöre mittlerweile zum Inventar, denn ich bin tatsächlich die Dienstälteste in unserer Gruppe. 🙂 Generell gehe ich sehr gerne dort hin, denn der Kontakt zu anderen Betroffenen ist mir super wichtig und der geschützte Raum ist auch ein riesiges Geschenk.

Dennoch spüre ich, dass ich dem Ganzen mittlerweile entwachsen bin. Die diskutierten Themen wiederholen sich und fühlen sich mitunter schon so weit weg an. Bislang blieb ich dennoch in der Gruppe, da ich das Gefühl hatte, ich würde für die nachrückenden „Generationen“ einen Mehrwert bieten können. Das ist sicherlich auch weiterhin der Fall, doch für mich selbst ziehe ich nicht mehr viele Erkenntnisse aus den Treffen. Dafür bin ich einfach schon zu weit in der Transition. Und verglichen mit dem Durchschnittsalter, bin ich dem Ganzen wohl auch altersmäßig langsam entwachsen. Denn ich stelle immer wieder fest, dass der überwiegende Teil der trans Personen, die eine Transition beginnen, Anfang / Mitte 20 sind. Gesellschaftlich betrachtet ist das übrigens eine total erfreuliche Entwicklung!

Wie dem auch sei, ich habe zusammen mit einer guten Freundin, die ich in dieser Gruppe kennenlernen durfte, die Entscheidung getroffen, dass wir das Kapitel „Gruppentherapie“ Ende 2022 für uns schließen werden und Platz für Menschen machen, die diese Gruppen sicherlich dringender brauchen, als wir. Das bedeutet jedoch nicht, dass die psychologische Begleitung durch meinen Therapeuten beendet wird. Für Einzeltermine werde ich weiterhin „im System“ bleiben, denn für alle noch anstehenden medizinischen Eingriffe werde ich seine administrative Unterstützung in Form von Gutachten benötigen. Und die jüngere Vergangenheit hat auch gezeigt, dass es immens wertvoll ist, in akuten Krisen eine neutrale und professionelle Person zu haben, an die ich mich wenden kann, wenn es mal wirklich brennt.

Ich blicke dem letzten Termin in 2 Wochen mit gemischten Gefühlen entgegen. Vor dem oben beschriebenen Hintergrund fühlt sich das zwar alles richtig an, aber im Laufe der Jahre ist doch eine starke Bindung an diese Gruppe und diesen Raum entstanden. Beides hat mich durch so manches Hoch und Tief begleitet und nun Abschied zu nehmen, ist sehr emotional für mich. Aber das scheint gerade das Wesen dieser Zeit (und vielleicht auch meine aktuelle Lernaufgabe) zu sein. Siehe den Abschied meiner Chefin und meinem Verarbeitungsprozess vergangener Beziehungen.

Doch all das schafft Raum für Neues, nicht wahr? Zeitlich, finanziell, mental.
Und es bringt mich zu einer interessanten Diskussion, die ich ebenfalls vergangene Woche mehrfach geführt habe: wann ist (m)eine Transition eigentlich beendet?

Doch das ist ein Thema für einen der nächsten Artikel…

 

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One Thought to “Das Ende einer Ära”

  1. […] Ich denke auch, das Ende einer Transition muss man fühlen. So wie ich das Ende der Zeit in der Gruppentherapie oder bei der Logopädie gespürt habe. Und das tue ich in Bezug auf die Transition aktuell noch […]

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