Mann und Frau reden

Mit kürzer werdender ToDo-Liste hat sich mein Inneres heute ein klein wenig entspannt. Außerdem standen heute wieder vermehrt Gespräche im Fokus, mit teilweise spannenden neuen Perspektiven.

Ja, gut, okay…mein Bauch wuselt noch immer ziemlich crazy herum. Aber doch etwas weniger als gestern. Denn den heutigen Tag konnte ich mit vielen Aktivitäten reich gestalten und damit auch für ein gewisses Maß an Ablenkung sorgen.

Einer der größeren Punkte auf meiner heutigen ToDo-Liste war sicherlich der letzte Bartepi-Termin vor der OP. Diese 90 Minuten mit geschlossenen Augen und auf dem Rücken liegend zu verbringen, brachte trotz des Schmerzes eine gewisse Ruhe und Entspannung. Zwar verhakelte sich meine Kosmetikerin einmal kurz, so dass ich einen gefühlt heftigen Stromstoß am Kinn bekam, aber das trübte mein entspanntes Daliegen nur kurz.

Außerdem genoss ich es, die ganze Zeit mit ihr über 1.000 Themen zu quatschen. Eines davon nahm ich gedanklich mit nach Hause und kaufte darauf hin ein Hörbuch, dass sie mir empfohlen hatte: “Female Choice“.
Im Kern geht es dabei darum, dass beim Sex (oder eher biologisch ausgedrückt: bei der Paarung) von Natur aus eigentlich die Frauen das Sagen haben, da sie üblicherweise ihre Partner nach qualitativen Maßstäben auswählen.
Männer hingegen konzentrieren sich von ihrer Biologie her eher auf die Quantität. Weiterhin verfolgt das Buch den Gedanken, dass zum Beispiel durch das Konstrukt der Ehe diese Machtverhältnisse zu Gunsten der Männer umgekehrt und die Frauen damit quasi entmündigt wurden, die Männer sich den Zugang zum Geschlechtsakt aber gewissermaßen sicherten, was in der Folge die heute männlich dominierte Weltordnung zur Folge hatte. Stark verkürzt dargestellt. Ob das faktisch alles so korrekt ist, kann ich nicht belegen, schlüssig finde ich diese Darstellung aber durchaus.

Jedenfalls kamen wir auf dieses Thema durch die von sehr vielen Frauen (so auch von uns beiden) wahrgenommene “toxische Männlichkeit” im Weitesten Sinne. Zu eben dieser würde ich zum Beispiel auch folgende Stilblüte zählen, die mich heute ungefragt via Facebook erreichte:

Hallo, du bist unglaublich schön, ungewöhnlich attraktiv, sehr sexy und es gibt keine Worte um dich zu beschreiben.

Ja…ähm. Was soll ich sagen?! Ein “Danke” mit hochgezogener Augenbraue? Oder soll ich lachen? Oder ob dieser plumpen Anmache einfach nur weinen? Warum, lieber Ahmed aus Hamburg?! Was soll sowas?!? Was erhoffst du dir davon?! Meinst du wirklich, mit sowas kriegst du Frauen ins Bett?! Hattest du damit jemals Erfolg?!
Wenn ich dir einen Rat geben darf: geh auf irgend ein individuelles Merkmal der Frau ein und platziere dann vielleicht ein charmantes, intelligentes und dezent verpacktes Kompliment. Möglicherweise, aber nur möglicherweise, hast du damit den Hauch einer Chance, eine Antwort auf deinen Kontaktversuch zu erhalten. Derart überschwängliche Lobeshymnen sind einfach unglaubwürdig, platt, unpersönlich und in Teilen sogar übergriffig.
Also bitte, lieber Ahmed aus Hamburg: gib dir nächstes Mal ein bisschen mehr Mühe!

Regieanweisung: Es folgt ein tiefes Atmen, bewusst übertriebenes Augenrollen und ein genervt gehauchtes “Männer…!!!” 

Das ist leider nur eines von vielen Beispielen für die Haltung und Handlungen vieler Männer gegenüber Frauen, die ein gewisses Besitzdenken erkennen lassen und symbolhaft für die heutige Weltordnung stehen. Eine ungesunde Mischung aus testosterongesteuerter Verbalaggression, überheblichem Machogehabe und maßloser Selbstüberschätzung.

Okay, okay. Bevor ihr männlichen Leser mir entrüstete Beschwerdemails schickt:
Fairerweise sei gesagt, dass es zum Glück auch viele positive Gegenbeispiele gibt. Nein, natürlich sind nicht alle Männer so. Zum Glück…sonst hätten wir uns vermutlich schon in die Steinzeit zurück gebombt. Also, no offense, Jungs!

Nun habe ich das Hörbuch gerade erst angefangen, meine Kosmetikerin meinte aber, es würde weiter um eine sich verändernde Gesellschaft gehen. Zum Beispiel, dass all die großen gesellschaftlichen Umbrüche derzeit ein Zeichen dafür seien, dass sich die Menschheit wieder zurück zu ihren Ursprüngen bewegt und die Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau wieder korrigiert. So ganz habe ich diese Idee noch nicht durchdacht, aber sie klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Einige Indizien für mehr Weiblichkeit nehme ich aber durchaus wahr. All die Bewegungen und Initiativen, die sich für Gemeinsamkeit und Verbindung einsetzen. Das sind meiner Auffassung nach ureigenste weibliche Charakteristika. Gleichzeitig aber beobachte ich auch die Gegenströmung, die all diese zarten Verbindungen zu zerstören versuchen. AfD, Rechtsradikalismus, Menschenhass im Allgemeinen, das Abwenden von demokratischen Grundwerten wie in Polen oder Ungarn. Und leider muss ich feststellen, dass diese Bewegungen zum Überwiegenden Teil von Männern angeführt werden.

Nur, um das klarzustellen: mir geht es hier nicht um Schwarz-Weiß-Denken und das Ziehen tiefer Gräben zwischen Männern und Frauen. Es handelt sich bei meinen Wahrnehmungen aber um deutliche Tendenzen, die im Buch sogar biologisch erklärt und bestätigt werden. Beispielsweise müssen Männer von Natur aus ein höheres Aggressionspotential aufweisen, da sie bei der Partnersuche ansonsten möglicherweise leer ausgehen, wenn quasi Frauenmangel aufgrund ihrer qualitativen Selektion herrscht. Die aktuelle Lage der Weltgemeinschaft zeigt nur leider recht deutlich, wohin uns dieses Aggressionspotential geführt hat.

Nun sind wir Frauen sicherlich kein Allheilmittel, das wäre vermessen zu glauben. Aber meine Kosmetikerin und ich feierten total die Tendenz und den Wunsch vieler, das Machtverhältnis zwischen (allen) Geschlechtern wieder auszugleichen. Spannender Weise sind es vielerorts aber wieder die – naturgemäß eher nach Verbindung und Gemeinschaft strebenden – Frauen, die diese Wünsche deutlich äußern und dafür eintreten.
Zur Ehrenrettung der Männer sei aber gesagt, dass mir aus dem Stegreif mindestens ein Dutzend oder sogar mehr Männer in meinem direkten Umfeld einfallen, die diese Entwicklung ebenfalls für erstrebenswert halten.

Wie dem auch sei…das war der feministische Teil für heute. Mehr dazu vielleicht zu gegebener Zeit, da ich aber selbst noch viele Fragezeichen zu dem Thema im Kopf habe und meine Meinung dazu noch auf ein besseres Fundament stellen möchte, belassen wir es für jetzt bei der Schilderung meiner heutigen Eindrücke und meinen spontanen Impulsen dazu.

Noch mehr Gespräche

Ein weiteres schönes Gespräch ergab sich wieder einmal spontan am Abend, als mein Papa zum gemeinsamen Abendessen hereinschneite. Nein, das stimmt nicht ganz: eigentlich wollte er mich nach meinem gestrigen Blogartikel trösten und für mich da sein. Süß, oder? 🙂 Daraus wurde dann ein gemeinsames Abendessen.

Zwar drehte sich die Thematik eine ganze Weile um die OP, hatte dann aber erst einmal genug Aufmerksamkeit erhalten, so dass wir recht angeregt über Gott und die Welt sprechen konnten und ich tatsächlich eine ganze Weile nicht über die anstehende OP nachdachte.

Das Jetzt

Meine jetzige Verfassung bewegt sich irgendwo zwischen gereiztem Magen, vor Anspannung zuckenden Muskeln, leichter Übelkeit, Druck auf der Brust, riesiger Vorfreude und Erleichterung, viele kleine Dinge diese Woche bereits erledigt zu haben. Außerdem mental wieder etwas mehr Kapazitäten zu haben, um mich jetzt auf ein wertvolles gemeinsames Wochenende mit den Kindern zu freuen, bevor ich mich mit Vollgas auf die Zielgerade mit Fallstudie, Jobinterviews, Unterlagen abholen, Sachen packen und die Abreise selbst konzentriere.

In diesem Sinne: Peace out!

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