Auf dem Rückweg vom hiesigen Paketshop musste ich doch sehr schmunzeln. Mein Ergänzungsausweis des dgti kam zu ersten Mal zu Ehren und löste das dort entstandene Problemchen im Handumdrehen.
Wir erinnern uns: im Oktober 2020 erhielt ich meinen Ergänzungsausweis des dgti. Bis dato hatte ich ihn nie gebraucht, alles ging entweder ohne Ausweis oder auf anderem Wege.
Doch vergangene Woche hatte ich mir ob des frühlingshaften Wetters zwei hübsche Tops bestellt, um nicht im Sommerkleid oder Winterpulli umherwandeln zu müssen. Um mich im Lockdown dazu zu motivieren, auch mal außer der Reihe vor die Tür zu gehen, orderte ich die Lieferung an einen nahe gelegenen Paketshop, wo ich das Päckchen heute abholte.
Herausforderung: Abholung nur gegen Vorlage des Personalausweises. Und der läuft leider noch auf meinen Deadname.
Ich hatte mit entsprechenden Komplikationen gerechnet und hielt den Ergänzungsausweis schon im Anschlag. Und so kam es dann, dass die Dame meinen Perso entgegennahm und prompt erwiderte:
Das sind aber nicht Sie!
Da ich damit gerechnet hatte, platzte ich mit einem stimmfesten “Doch, das bin ich!” heraus und reichte direkt meinen zweiten Ausweis nach. Meinem Gegenüber kam unmittelbar ein überraschtes, aber verstehendes “Oh, Entschuldigung” über die Lippen und ließ mir mein Päckchen holen.
Der Rest war dann Business as usual und auf dem Rückweg grinste ich in mich hinein. Zum Einen war ich gerade ganz offenkundig als Frau gelesen worden und zum Anderen hatte der Ausweis mir einen großen Dienst erwiesen. Zwar musste ich mich outen, aber das störte mich tatsächlich nicht im Geringsten. Denn wenn ich die “Self-Proudness” zitieren darf, die mein Therapeut kürzlich äußerte: ja, da war sie wieder.
This is me!
Und es zeigt sich wieder einmal: gehe selbstbewusst (oder self-proud) auf die Menschen zu und in den meisten Fällen ist von Diskriminierung weit und breit nichts zu sehen. Ausnahmen bilden da vielleicht Kinderpsychologen, aber das Thema habe ich erstmal zu den Akten gelegt – der Herr hat sich bis dato nicht gemeldet und langsam rechne ich auch nicht mehr damit. So what?!
So wie Mis-gendern sehr verletzend sein kann, so löst die richtige Ansprache Glücksgefühle aus.
Gerade geht’s mir gut, liebes Tagebuch!
Nachtrag
Beim erneuten Durchlesen des Artikels fiel mir auf, dass mein Wohlbefinden stark von äußerem Feedback beeinflusst wird. Wenn es mir mit mir selbst gut geht, kann negatives Feedback mich runterziehen und umgekehrt. Mir ist bewusst, dass ich mir damit selbst keinen Gefallen tue, weiß aber auch, wo das herkommt. Eine Baustelle für mich. Eine ziemlich große sogar.
Unter der Flagge der Self-Proudness sehe ich aber schon Verbesserungen und denke, dass es mit fortlaufender Transition Stück für Stück besser wird…