Frau in großem Feld

Früher am heutigen Tage berichtete ich von einem neuen „ersten Mal“. Ein weiteres wurde mir am Abend geschenkt.

Wie ich sicherlich dann und wann schon einmal hier erwähnte, nehme ich regelmäßig an einem „OpenCircle“ genannten Treffen teil. Für heute hatten wir verabredet, eine Aufstellung durchzuführen. Alles per Video-Call, aber selbst das funktionierte tadellos.

Nachdem ich bereits in der vergangenen Woche ein Thema in den Raum gestellt hatte, war ich in der Tat diejenige, die heute ihre erste Aufstellung machen durfte. Die Details klammere ich an dieser Stelle mal aus, denn die entscheidenden Erfahrungen hatten weniger mit dem Thema selbst zu tun. Zum Einen war die Aufstellung ein wahnsinnig emotionaler Prozess für mich, denn die Teilnehmer spiegelten fast 1:1 die Situation und die involvierten Personen. Der Blick als dritte Person daraus ließ bei mir so manche Träne fließen. Zum Anderen war das Ergebnis ein gänzlich anderes als das, was ich mir vorher ausgemalt hatte, denn in den gut 1 1/2 Stunden entwickelten sich die Konstellationen derart weiter, dass sie den Blick auf einen gänzlich anderen und viel wesentlicheren Aspekt lenkten, der das vermeintliche Problem als Nebenkriegsschauplatz entlarvte.

Denn am Ende ging es um „das gute Leben“, das ich anfangs weit von mir schob, als ich noch nicht wusste, dass sein Platzhalter für eben dieses stand. Das machte mich ausgesprochen traurig, doch die anderen Stellvertreter hatten dazu gänzlich andere Wahrnehmungen. Sie luden es ein, in mein Leben zu kommen und einen Platz in dem Raum zu finden, der sich während der Aufstellung manifestiert hatte. Ich ließ mich auf die Einladung ein und wurde unweigerlich ins Hier und Jetzt katapultiert. In meine „Trans-Realität“. In das Frausein. In „das gute Leben“. Und plötzlich war „das gute Leben“ nicht mehr ganz weit weg in der Zukunft. Es war im Augenblick und im Einklang mit dem ursprünglichen Problem. Alle Stellvertreter hatten eine stabile und harmonische Position eingenommen.

Ich gebe zu, ich blickte mit einer Mischung aus Angst und Neugier auf dieses „gute Leben“, das da plötzlich aufgetaucht war. Eigentlich wollte ich es augenblicklich umarmen und nicht mehr loslassen, nur traute ich dem Braten noch nicht so ganz und hielt Abstand. Das braucht vielleicht einfach noch etwas Zeit. Doch die Stellvertreterin für das „gute Leben“ schilderte mir ihre Wahrnehmung, sie fühle aktive und irgendwie stabile Beine. Während ich sehr wackelige und weiche Knie bekommen hatte. Und so versicherte mir mein „gutes Leben“, dass es mich problemlos tragen könne.

Übersetzt gesagt: diese Aussage erfüllte mich mit Zuversicht und Vertrauen in all das, was da im Laufe meiner Transition noch kommen mag, denn ich werde gestützt. Durch das gute Leben. Aber auch und vor allem durch all meine Freunde, Familie, Bekannte und Kollegen, die hinter mir stehen.

Ich weiß, das mag alles recht kryptisch klingen, wenn man die Zusammenhänge nicht kennt. Fakt ist aber: meine erste Aufstellung hat mich nicht nur emotional sehr bewegt, sie hat mir vor allem Klarheit, Zuversicht und Vertrauen in das Leben gegeben. Und die in das ursprüngliche Problem involvierte Person kann ich nun besser dort sein lassen, wo sieht steht und sein möchte.

Was für ein Geschenk!

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One Thought to “Aufstellung, bitte!”

  1. […] fortschreitet, kommt vielleicht auch wieder das Lachen zurück. Und damit auch meine Stimme. Denn das gute Leben ist schon da. Oder wie einer meiner Lieblingskünstler, Bosse, es […]

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