Ich würde mal sagen: jetzt gerade läuft’s einfach mal ganz gut!
Ich erhielt gestern eine WhatsApp-Nachricht. Spät. Nach der Arbeit.
Sie war von meiner Therapiepraxis. Es sei ein Termin frei geworden. Am kommenden Montag schon. Ob ich denn Zeit hätte?!
Kommenden Montag schon?! YEY! Und wenn ich keine Zeit habe, schaffe ich mir welche!
Natürlich habe ich den Termin angenommen. Prioritäten setzen.
Ich freue mich total! Und gleich habe ich überlegt, wie das denn sein wird. Wie werde ich dort hinfahren?
Oder anders gefragt: was ziehe ich an? Denn eines ist klar: ich werde dort als Frau erscheinen. Denn ich bin mir mittlerweile so klar darüber, was ich möchte, diese Klarheit möchte ich auch gerne weitervermitteln. Aber ich denke, das ergibt sich automatisch durch mein Auftreten, meine Ausstrahlung und meine bisherige Geschichte.
Ich hoffe nur, dass meine Nachbarn (respektive Vermieter) bis dahin noch im Urlaub sind, denn es wäre wirklich seltsam ihnen als Frau über den Weg zu laufen, wenn sie noch nichts davon wissen. Es wird also bald wohl Zeit, es ihnen mitzuteilen. Meine aktuellen Überlegungen gehen in Richtung eines Briefs, weniger eines persönlichen Gesprächs. Ich denke, das kann dann gerne danach erfolgen.
Der innere Familienkreis
Ansonsten war heute der Tag, an dem ich mein Coming Out im engsten Familienkreis beendet habe. Meine Schwester ist aktuell in der Gegend und so hatte ich die Chance, sie persönlich zu sehen. Wir führten ein langes und schönes Gespräch, ich erzählte viel darüber, wie es mir geht, wie es mir immer ging und wie es weitergehen könnte. Und jetzt bin ich unendlich dankbar dafür, dass mir meine Schwester zur Seite steht, auch wenn diese Nachricht am Anfang – wie für alle – sehr überraschend kam.
Was ich schön fand war eine Moment, in dem ich ihr ein Foto von mir zeigte und sie mich erst nach mehrmaligem Hinsehen erkannte. Das freute mich total, denn offenbar sind meine Schminkkünste gar nicht sooo schlecht. 😀
Während des Tages hatte ich auch Kontakt zu einem Freund und ihn nach einem Treffen gefragt, weil ich ihm etwas zu sagen hätte. Daraufhin fing er wild an zu raten, erriet aber nicht, was ich ihm mitteilen wollte. Der am nächsten gelegene Rateversuch war “Veränderung der sexuellen Orientierung”. Naja. Nicht wirklich. Aber ganz, ganz grob die Richtung. 😀
In Anbetracht der Tatsache, dass ich mich jetzt gerne nach meiner Familie bei meinen Freunden outen würde, mache ich mir natürlich Gedanken darüber, wie sie damit umgehen werden. Ich habe gelesen, dass gerade Männer mit Transidentität eher ein Problem haben als Frauen. Warum, weiß ich gar nicht. Vielleicht kratzt es an ihrer Männlichkeit? Manche denken offenbar auch, das sei ansteckend. 😀
Anyway…es gibt für mich keinen Weg zurück, insofern werde ich einen Weg finden und es wird gut sein!