Für das heutige Türchen war meine beste Freundin Jenny so lieb, einen Gastbeitrag zu ihren Erfahrungen mit dem Digital Detox Tag zu schreiben. Spannend!
Ihr Lieben,
ohne große Umschweife öffne ich Türchen Nummer 16 und übergebe das Wort an meine beste Freundin.
Türchen 16
Meine Erfahrung mit einem Digitalen-Detox-Day.
Den Weihnachtskalender meiner besten Freundin Julia lese ich jeden Tag. Für mich sind Ihre Artikel im Blog sehr interessant, aus mehreren Hinsichten.
Wir befinden uns fast gleich auf, was die Transition angeht, (Julia ist mir nur ein paar Monate voraus), haben zusammen viele Höhen und Tiefen durchgestanden und sind immer für uns da. Könnte vieles mehr schreiben, wären dann aber ein bis zwei zusätzliche Artikel im Blog (Ha, Ha).
Kommen wir zum eigentlichen, Türchen Nummer 12: Digitaler-Detox-Day.
Allein, als ich diesen Artikel gelesen habe, wurde mir bewusst, wie abhängig man von digitalen Medien und der Hardware eigentlich ist.
Also fasste ich einen Beschluss, (den ich natürlich sofort Julia per WhatsApp mitteilen musste): Ich ziehe mit und werde einen DDD einlegen. Auch aus dem Grund, um Julia in Ihrem Vorhaben zu unterstützen.
Mein selbst auferlegtes Ziel beinhaltete: kein WhatsApp, Signal, Messenger, Gmail, Outlook, Instagram und Facebook für 24 Stunden. Also Handy, mach, was du willst, ich werde es ignorieren. An diesem Tag hatte ich ein paar Termine, der erste ging zu einem Arzt.
Trotz Termin ist ja erfahrungsgemäß so, dass eine gewisse Wartezeit mit einzuplanen ist. Was mach’ ich in diesem Fall? Ich greife zu meinem Handy. Aber dieses Mal nicht. Stattdessen gehe ich meinen Gedanken nach. Überlege mir, wie ich Weihnachten mit meiner Familie gestalten werde, wie Julia nägelkauend vor Ihrem Handy sitzt (Scherz, haha). Schaue aus dem Fenster und genieße den Anblick der Natur, was mich innerlich sehr beruhigt und zur Feststellung bringt, dass sich die Wahrnehmung auf mein Umfeld intensiviert hat und mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Zwei weitere Damen sitzen mit im Wartebereich, die Blicke treffen sich, man sagt Hallo und es wird sich angelächelt. Auch dieser kurze Augenblick erfüllt das Herz mit Freude. Wäre mir nicht bewusst geworden, hätte ich auf mein Handy geschaut.
Zweiter Termin, Friseurbesuch. Meine Haaransätze hatten Farbe bitter nötig. Am Anfang ist ja alles kein Problem, man hält ein Schwätzchen mit der Friseurin über belanglosen Kram, wobei sie die Farbe aufbringt. Dann kommt aber der Punkt, wo mir mitgeteilt wurde, die Farbe muss 35min einwirken. Auch hier würde ich wieder zum Handy greifen, um mich zu beschäftigen, aber nein, ich bleibe standhaft. Da mein Friseur sich in einem Einkaufszentrum befindet, schaue ich aus dem Fenster und beobachte die Menschen. Erschreckender Weise fiel mir auf, dass 80 % so hektisch und gestresst sind, dass normalerweise vor dem Geschäft ein Notarzt stehen müsste, 90 % der Personen ein Handy in der Hand halten, was wohl anscheinend zusätzlich Stress bedeutet. Beschließe, mich lieber auf die weihnachtliche Deko zu konzentrieren und auf mich selbst.
Nach den Terminen war ich ziemlich erledigt, zu Hause angekommen legte ich mich erstmal auf die Couch, um mich auszuruhen, entspannt fielen mir die Augen zu. Nach einer Stunde Augenpflege ging mein Griff an meine Seite, wo normalerweise mein Handy liegt. Aber es lag nicht dort, hatte es schlichtweg in meinem Rucksack vergessen.
Da war es wieder, das Lächeln in meinem Gesicht. Der Gedanke ohne diesen sozial-medialen Druck auszukommen und nachzugeben, wie es sich positiv auf meinem Gemütszustand auswirkt, erstaunt mich sehr. Eine innerliche Befreiung macht sich bemerkbar.
Gleichzeitig wird mir erschreckenderweise bewusst, wie abhängig man selber sich von diesen Medien macht oder machen lässt.
Leider muss ich gestehen, dass ich einmal doch WhatsApp benutzt habe. Geschuldet durch Julia, die mir eine Nachricht schickte, mit Fragen für den nächsten Tag, wo wir uns treffen wollten, um eine Freundin zu besuchen. Im Prinzip hatte sie Glück, dass ich gerade mein Handy in der Hand hielt, um es aus dem Rucksack zu holen, es vibrierte und ihre Nachricht kurz auf dem Display erschien. Auch hier wurde mir sehr stark bewusst, wie instinktiv man handelt, dass eine Vibration den Reflex auslöst, um auf ein Display zu schauen. Ähnelt das nicht schon einer Sucht und Abhängigkeit? Es kommen immer mehr Bilder in meinem Kopf, wie abhängig man ist.
Ein kleines Beispiel: Treffen mit Freunden zum Essen in einem Restaurant. Was passiert als Erstes? 90 % legen als Erstes ihr Handy auf den Tisch und aktivieren den Bildschirm, um zu schauen, ob eine Nachricht eingegangen ist. Das Schlimme daran, es wird unbewusst gemacht. Bei genauerem Hinschauen wird einem bewusst, wie automatisiert das abläuft. Ich finde das sehr erschreckend.
Zwei Sachen, die ich dachte, überwunden habe:
Sucht: Habe über 35 Jahre geraucht, durch eine Krankheit aufgegeben.
Abhängigkeit: Hineingeboren zu sein, in die Stereotypen eines Mannes, überwunden durch meine Transition.
Jetzt wird mir klar, dass es noch eine Sucht und Abhängigkeit zu überwinden gilt: digitale Medien und deren Hardware.
Mir persönlich hat der DDD sehr viel gebracht. Innere Ruhe, meiner selbst und die Welt außerhalb meiner Komfortzone bewusster zu werden. Man mag gar nicht glauben, wie intensiv das Umfeld auf einen einwirkt, wenn die digitalen Medien nicht benutzt werden.
Am nächsten Tag habe ich mich mit Julia darüber unterhalten, unsere Erfahrungen ausgetauscht. Beide sind wir zu dem Schluss gekommen, den DDD öfters und regelmäßig zu zelebrieren. Mein Ziel wird sein, einmal im Monat 24 Stunden auf digitale Medien und deren Hardware zu verzichten. Es gibt so viel Dinge, die man machen kann, ohne das Handy in der Hand zu halten.
Liebe Grüße
Eure Jennifer