Die vergangenen 16 Türchen waren geprägt von möglichst positiven Tipps und Ideen, um die Adventszeit entspannt zu durchleben und sich etwas Gutes zu tun. Hätte ich mal auf mich gehört …
Ihr Lieben,
eigentlich sollte ich es ja besser wissen, oder? Hygge, Selbstfürsorge, Grenzen setzen, etc. Habe ich nicht in den letzten Beiträgen genau darüber berichtet?
Und was macht die kleine Julia an diesem Wochenende? Sie stürzt sich ins Chaos und sorgt für das genaue Gegenteil: Unausgeglichenheit, Stress, Chaos, schlechte Laune und am Ende sogar einen knurrenden Magen.
Was passiert ist? Lasst es mich in diesem kleinen Ratgeber zusammenfassen und Euch die genialsten Tricks verraten, wie Ihr Euch die Stimmung und das Wohlbefinden in der Vorweihnachtszeit so richtig versemmelt!
Türchen 17
Hinweis: Die nachfolgenden Tricks sind von mir höchst persönlich geprüft und für qualitativ hochwertig befunden worden. Sie sind in jedem Fall zweckdienlich und können auch in anderen Lebenslagen über Weihnachten hinaus erfolgreich für das eigene Unwohlsein und Ungleichgewicht verwendet werden. Nutzung auf eigene Gefahr!
Mache vor den Feiertagen eine große OP und sei dann zu lange auf den Beinen.
Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor großen Feierlichkeiten wie Weihnachten einem großen operativen Eingriff zu unterziehen und eine entsprechend lange Heilungsphase in Kauf zu nehmen. Hilfreich ist es zudem, sich um das Wohlergehen der Mitmenschen zu sorgen und sich in dessen Folge viel zu sehr körperlich zu verausgaben, obwohl der Körper schon lange eine Pause gefordert hat.
Bonus-Tipp: Erhöhter und später Kaffeekonsum fördert nicht nur den beunruhigend starken Herzschlag, er sorgt auch für einen schlechteren Schlaf. Ein unerlässlicher Faktor für einen unbesinnlichen Advent.
Mache auf keinen Fall einen Plan.
Pläne sind doch nur Schall und Rauch! Die beste Idee für ein Adventswochenende ist und bleibt, einfach in den Tag hineinzuleben. Besonders, wenn die eigenen Kinder im Haus sind und im Minutentakt neue Ideen, Wünsche und Bedürfnisse in die tannennadelduftschwangere Luft der von Backofen und Kerzen völlig überheizten Dachgeschosswohnung posaunen. Das Wochenende ist schließlich lang genug für all die spannenden Sachen, die man gemeinsam unternehmen kann.
Ganz im Ernst, da sind Pläne doch nur hinderlich! Und wen stört denn schon, wenn der Wunsch zum Kekse backen einen aus vermeintlichem Mangel an Zuckerschrift in die Stadt hetzt? Nur, um am Ende keine zu bekommen und festzustellen, dass in der hintersten Schrankecke noch eine volle Packung gewartet hätte. Und wenn die eine Stunde am Ende dann fehlt, um die Kekse fertig zu backen, bevor die Kinder wieder in ihr anderes Zuhause gebracht werden müssen? Pfff … Schnickschnack. Dann verlässt Du die Küche einfach fluchtartig und lässt den explosionsartig überall verteilten Teig eben Teig sein. Soll sich doch Dein Zukunfts-Ich mit diesem kreativen Zauber auseinandersetzen.
Nein, Pläne sind völliger Quatsch. Wichtig ist: je mehr angefangene und unvollständige Projekte Du gleichzeitig Dein Eigen nennst, desto besser für Dein Unwohlsein! Würze das Ganze doch noch mit ein wenig mehr Zeitdruck … das gibt den letzten Pfiff!
Nimm Dir zu viel vor.
Wenn Du ohnehin schon keinen Plan für ein unbesinnliches Adventswochenende hast, dann liegt der Tipp doch auf der Hand, sich viel zu viel vorzunehmen! Diese beiden Kniffe ergänzen sich doch wie Zwillingsgeschwister! Was könnte besser sein?
Packe Dir doch zum Beispiel eine Weihnachtsfeier, 4 Keksbackprojekte, eine umfangreiche Englischlern-Session mit Deiner Jüngsten, das Aufbauen und Schmücken des Weihnachtsbaums und ausgedehnte Schläfchen der Teenie-Tochter bis in den Mittag hinein auf Deinen nicht vorhandenen Plan. Gehaltvoller wird das Wochenende dann noch mit ausgedehnten Frühstücken, spontanen Filmprojekten mit den eigenen Kindern. Und dem irren Anspruch, in Deinem eigenen Blog bis zum Heiligen Abend jeden Tag einen unglaublich schlauen, gut lesbaren, idealerweise fehlerfreien und informativen Artikel zum Thema Wohlbefinden zu schreiben.
Das kriegst Du doch locker hin, oder?
Ignoriere die eigenen Bedürfnisse.
Eigene Bedürfnisse sind was für Looser und gefühlsduselige Memmen! Der heiße Scheiß ist das Ignorieren der eigenen Bedürfnisse, bis hin zur völligen Selbstaufgabe für das Wohl der Mitmenschen. Das, meine Lieben, ist wahre Menschenliebe, wie sie uns das Weihnachtsfest propagiert!
Erstrahlen Eure Augen nicht auch in feuchtem Glanze, wenn Ihr am heutigen Tage das 100. Mal „Mama, komm mal schnell! Ich brauche Deine Hilfe!“ hört?
Wie bitte? Tränen tröpfeln da herab, als Du mal einen Augenblick für Dich hast? Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Advent, Advent, die Hütte brennt! Also sperr Deine eigenen Bedürfnisse mal für eine Weile weg und genieße die Show!
Versuche es, allen recht zu machen.
Weihnachten ist die Zeit des Gebens und der Menschenliebe.
Also öffne die Augen, schau in die Welt und sieh! Sieh, was Deine Mitmenschen brauchen. Sei für sie da, selbst wenn sie nicht für Dich da sind. DAS ist der Geist der Weihnacht! Deinen Einsatz wird Dir zwar niemand danken, aber hey! Es ist doch das gute Gefühl, das zählt.
Vergiss, Deine Aktivitäten zu hinterfragen.
Prüfst Du noch Deinen Kühlschrank und Deine Speisekammer, bevor Du einkaufen gehst? Spar Dir doch diese 2 Minuten und lauf sofort los in den Supermarkt! Verschwende keine Zeit damit, lästige Prüfungen des eigenen Warenbestandes durchzuführen, wenn Du doch einfach alles neu kaufen kannst. Hinterfragen und vorher über das nachdenken, was Du vorhast, ist völlig out in 2023! Wir sind schließlich Macher*innen. Und Macher*innen stellen erst nach dem Einkauf fest, dass sie die Zeit im Supermarkt und das verschleuderte Geld eigentlich auch sinnvoller hätten nutzen können.
Anti-Planungs-Advent-Wochenende at it’s best! Rock’n’Roll!
Stürze Dich mitten in den vorweihnachtlichen, verkaufsoffenen Sonntag.
Hach, ist es nicht zauberhaft, sich durch die Menschenmengen am verkaufsoffenen Sonntag treiben zu lassen? Hier mal ein Schubser, da mal ein Rempler. Schau, wie alle Menschen so bereitwillig teilen in der Vorweihnachtszeit. Der große, vielleicht etwas ungepflegt ausschauende Herr, der gerade an Dir vorüber watschelt, teil sogar seine Hustenbazillen mit Dir! Und sein körpereigenes würzig-herbes Parfum ebenso. Die Kinder auf der Eisbahn teilen ihre ungebremste Lebensfreude mit Dir! Sie freuen sich sogar so sehr, dass Dir bald das Trommelfell platzt.
Und außerdem: was gibt es schöneres, als gemeinsam verbrachte Zeit miteinander zu teilen? Schau, all die Menschen im Parkhaus, auf dem benachbarten Parkplatz und selbst in den kleinen Seitenstraßen weit außerhalb der Innenstadt. Sie stehen mit Dir einträchtig in Reih und Glied und freuen sich mit Dir über die gemeinsame Zeit. Manche hupen sogar vor Freude oder lassen ihre Motoren aufheulen, solange sie noch können.
Also, warte nicht daheim, dass das Leben zu Dir kommt! Stürze Dich in die tosende Masse!
Praktiziere Multitasking.
Multitasking geht nicht? Hast Du eine Ahnung! Trotz meiner 42 Jahre konnte ich heute gleichzeitig Quarkbällchen frittieren, Kartoffeln schälen und zu Pommes Frites verarbeiten, gleichzeitig mit einer Gehirnhälfte Englischvokabeln abfragen und mit der anderen Backtipps durch die Wohnung rufen. Ob ich das aus Zeitdruck getan habe? Ach, wo denkst Du hin? Weil ich es kann!
Und jetzt kommst Du!
Ernähre Dich ungesund.
Für ein solides Chaos im Advent – und auch sonst im Leben – empfehle ich eine maximal unausgewogene und ungesunde Ernährung! Das fördert nicht nur das Unwohlsein in der Bauchgegend, es sorgt mit etwas Glück auch für Sodbrennen, Völlegefühl und ein solides schlechtes Gewissen, wenn Du abends im Bett liegst. Besonders, wenn Dein Kind dann noch feststellt, dass Du seit der Transition „irgendwie etwas mehr Bauch“ bekommen hast. Sooo gut!
Falls Du Dich noch immer zu gesund ernährst, empfehle ich den gezielten Einsatz von Zeitdruck, um leichter auf Fast Food oder Fertigprodukte ausweichen zu können. Achte bei der Wahl des Fast Foods auf möglichst hohen Fett- und Zuckergehalt.
Nimm Dir keine Zeit für die wichtigen Dinge.
Ganz wichtig für einen ungeruhsamen Advent ist es, die wirklich wichtigen Dinge einfach mal zu ignorieren. Konzentriere Dich stattdessen lieber auf unwichtige Kleinigkeiten. Schaue regelmäßiger nach, ob Du Nachrichten auf Deinem Smartphone empfangen hast, anstatt Deinem Kind aufmerksam zuzuhören, wie es Dir versucht, etwas Wichtiges mitzuteilen. Dazu wird es schließlich später auch noch Gelegenheit haben!
Zu diesem Tipp zählt übrigens auch der Haushalt und die Gesundheit. Die Wäsche läuft schon nicht weg und das Geschirr wird morgen schließlich auch noch ungespült in der Küche stehen. Warum solltest Du damit Zeit verschwenden, die Du viel sinnvoller in Supermärkten am verkaufsoffenen Sonntag verbringen könntest?
Verschwende keine Zeit mit Entspannungsübungen oder Spaziergängen.
Die Profis unter den Adventschaoten legen noch eine Schippe drauf! Sie ignorieren nicht bloß die eigenen Bedürfnisse, sondern auch das Befinden des eigenen Körpers. Wenn Du also ebenfalls zum Profi aufsteigen möchtest, schenke eventuellen Verspannungen, Kopfschmerzen oder sonstigem Unwohlsein gar keine Beachtung, sondern befolge weiterhin Deinen nicht vorhandenen Plan.
Lebe! Denn Weihnachten ist nur einmal im Jahr!
Alles Liebe,
Eure Julia
PS: Nur, um das sicherheitshalber klarzustellen, falls es nicht ohnehin offensichtlich war: Dieser Beitrag bedient sich dem Kunstgriff der Ironie und dient sowohl als Selbstkritik meines doch etwas verkorksten Wochenendes, als auch als generelle Gesellschaftskritik. Er soll Euch im Idealfall zum Nachdenken und auch zum Lachen bringen. Das Beschriebene besteht aus einer Mischung von autobiografischen und fiktiven Ereignissen.
Genial! 😂
Reif für eine Veröffentlichung in breitem Stil!