[Advent, Advent] Das war 2023. Eine Reflexion in 6 Akten – Teil 2

Gestern haben wir uns mit Tagebuch-Reflexion und Bildern des Jahres befasst, im heutigen zweiten Teil dreht sich alles um einen ganz besonderen Brief und eine Mindmap.

Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure tollen Rückmeldungen zum gestrigen Artikel und speziell zu den Fotos. Es freut mich sehr, dass diese Bilder genau das zum Ausdruck bringen konnten, was mir wichtig war zu zeigen: ein (abwechslungs-)reiches Jahr mit zahlreichen wertvollen Begegnungen, Neuanfängen und Möglichkeiten, die Seele auch mal baumeln zu lassen oder mal herzhaft zu lachen.

Doch nun lasst uns mal schauen, was das Türchen Nummer 5 für Euch bereithält. Wie versprochen, geht es im heutigen zweiten Teil um weitere Werkzeuge, um einen entspannten und wertschätzenden Blick auf das vergangene Jahr zu werfen. Natürlich war bei Weitem nicht alles gut, das soll hier nicht in toxischer Positivität enden. Aber ich vertrete die Auffassung, dass sich aus jedem Mist am Ende auch etwas lernen lässt, sodass diese Erfahrung nicht umsonst war.

Aber genug der Vorrede! Los geht’s!

Türchen 5

Letter to Your Past Self – der Brief an Dein Vergangenheits-Ich

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Diese kleine Schreibübung habe ich bisher nur selten durchgeführt, speziell für Euch habe ich sie aber wieder ausgegraben und frisch in mystisch funkelndes Geschenkpapier gewickelt. Denn sie birgt magische Kräfte! 😉
Naja, natürlich nur im übertragenen Sinne. Denn sie versetzt uns in einen ungewohnten Blickwinkel und erzeugt damit eine gewisse Distanz zwischen uns selbst und der Person, die wir in der Vergangenheit waren. Ein wenig wie eine große Schwester oder ein großer Bruder.

Wie funktioniert dieser Brief?

Schnappt Euch einen Zettel oder Block, Euren Lieblingsstift (meiner ist ein auberginefarbener Füller) und denkt an den Menschen, der Ihr vor einem Jahr wart. Dann schreibt einen Brief an das eigene Vergangenheits-Ich, in dem die wichtigsten Lektionen, Erfolge und Herausforderungen achtsam reflektiert werden. Ready? Go!

Ach, Ihr wollt doch bestimmt ein Beispiel aus dem echten Leben lesen, hab ich recht? Ich kenne doch meine lieben Leser*innen. 😉 Na gut:

Liebe Januar-2023-Julia, 

heute ist ein besonderer Tag: denn ich schreibe Dir aus der Zukunft! Dem Dezember 2023, um genau zu sein. Gerade sitze ich an meinem PC, höre gemütliche Weihnachtsmusik von Michael Bublé und neben mir brennt ganz ruhig die erste Kerze des Adventskranzes, den mir die liebe J. geschenkt hat. Toll, oder? Dafür bin ich dankbar. Und es gibt noch so viel mehr, wofür ich dankbar bin, wenn ich auf die vergangenen 12 Monate schaue. 

Ich kann mir vorstellen, dass Du diese Dankbarkeit gerade nicht so ganz nachvollziehen kannst, richtig? Gerade erscheint alles irgendwie grau und perspektivlos. Dein Praktikant wird am Ende des Monats seine Stelle verlassen und Du wirst wieder alleine mit all den Themen klarkommen müssen, ohne jemanden zum Reden zu haben. Das macht Dir Angst. Ich weiß!
Und dann steht im Februar die Korrektur-OP an … wieder eine Narkose, vor der Du großen Respekt hast. Aber irgendwie freust Du Dich auch, hab ich recht? ;-) 

Nun, leider muss ich in diesem Brief ein wenig spoilern: 
Die kommenden Monate werden nicht einfach für Dich. Die OP wird zwar super verlaufen, jedoch wirst Du im Vorfeld viel Stress mit der Krankenhaus-Organisation haben. Aber Du wirst daraus lernen, dass Du wirklich gute Freundinnen hast, die auch in solchen Situationen zu Dir stehen und Dich nicht alleine lassen! Du weißt nicht warum, aber es ist so! Und das ist sooo viel wert! 
In den kommenden Monaten wirst Du sie auch wirklich sehr brauchen, denn das, was sich gerade bei Dir so dunkel und grau anfühlt, wird sich zu einer soliden Depression auswachsen und Du wirst lange nicht arbeiten können. Es tut mir von Herzen leid, dass Du all das noch vor Dir hast. Gerne würde ich Dich in tröstend und schützend in den Arm nehmen. 
Doch trotz aller wirklich düsteren Gedanken wirst Du wieder aus diesem Loch herauskommen, weil Du a) liebe Menschen um Dich herum hast, denen Du etwas bedeutest und b) weil Du stark bist. 

Eine Depression klingt ganz schön mies, ich weiß. Ist sie auch. Aber weißt Du was? Daraus werden ganz tolle Dinge erwachsen! Du wirst mehr über Deine Bedürfnisse und Grenzen lernen, Du wirst ein wunderbares Pferd namens Spirit kennenlernen, das Dein Herz wieder öffnen wird. Du wirst Reiten lernen. Auf Doolittle. Ja, wirklich!!! :-) Und darüber wirst Du wunderbare neue Menschen kennenlernen. All das wird Dir Halt geben und vor Deiner Brust-OP Anfang November wirst Du auch die Medikamente gegen die Depression wieder beiseite gepackt haben, weil Du sie nicht mehr brauchen wirst. Wundere Dich nicht, wenn Dich dann plötzlich eine Flut an Gefühlen und auch die Lust am Schreiben wieder überrollt. Deine Lebensqualität und Energie wird zurückkehren, auch wenn das aktuell vielleicht nicht denkbar erscheint. 

Das reicht Dir noch nicht als Ausblick? Dann habe ich noch ein paar Highlights für Dich, in Stichworten: Joris-Konzert mit Deiner besten Freundin. Urlaub in Dänemark, in der Schweiz und im Allgäu. Ausritt am Strand. Und als krönenden Abschluss: Große Liebe, Geborgenheit und Lebensfreude!

All das klingt nach einem ziemlich bewegten Jahr, oder? Das stimmt, das war es. Das wird es für Dich. Verliere aber dennoch bitte nie den Mut und denke daran: Du bist nicht alleine!
Ach ja, einen Rat vielleicht noch: bitte nimm Hilfe an! Ich weiß, Du wirst Dich damit sehr schwertun. Aber dennoch: tue Dir selbst (und mir ;-)) den Gefallen und lerne, sie anzunehmen! 

In Liebe,
Deine Dezember-2023-Julia

Hui. Das war ein Hauch emotional, obwohl der Brief gar nicht so arg in die Tiefe ging. Schließlich soll er ja auch nur ein Beispiel sein. Dennoch. Ich merke, wie sich meine Perspektive verändert hat und ich Dinge sehe, die ich aus heutiger Perspektive anders gemacht hätte. Aber am Ende überwiegt die Dankbarkeit. Für meinen Freundeskreis, meine Partnerschaft, meine Familie und all die Menschen, die mir wohlwollend durch das Jahr geholfen haben und mit denen ich natürlich auch viel lachen konnte. Nicht alle dieser lieben Menschen werden diese Zeilen hier lesen, aber das hier ist für die, die es tun:

Ohne Euch hätte ich das alles nicht geschafft und wäre unterwegs gestrandet. Ich danke Euch aus tiefstem Herzen, dass Ihr für mich da wart und seid!

Mindmap des Jahres

Uff. Nach dieser Übung putzen wir uns einmal kurz das Näschen, füllen den Bratapfeltee nach und begeben uns an Werkzeug Nummer 2 für heute: die Mindmap des Jahres.

Mindmaps werden ja im Allgemeinen genutzt, um spontane Einfälle und Zusammenhänge schnell und unkompliziert darzustellen. Ich nutze diese Technik sehr gerne, um meine Gedanken zu bestimmten Themen zu sortieren und einen möglichst umfangreichen Eindruck zu bekommen, was mir dazu einfällt. Üblicherweise tue ich das im Rahmen meiner Jahresplanung. Dazu betrachte ich die verschiedenen Lebensbereiche, die ich im gestrigen Beitrag mit Referenz auf Martin Weiss schon vorgestellt habe. Dann mache ich mir dazu Gedanken, was mir in diesen einzelnen Bereichen im kommenden Jahr wichtig ist und ob es Themen gibt, die ich konkret angehen möchte. Im Bereich „Träume“ ist das für 2024 zum Beispiel die Fertigstellung meines Buches über meine Transition.

Doch dieses Werkzeug lässt sich auch hervorragend für die Rückschau einsetzen. Und genau dazu möchte ich Euch herzlich einladen.

Schnappt Euch wieder ein großes Stück Papier, idealerweise DIN A3 oder ein digitales Werkzeug wie Mindnode und beginnt in der Mitte mit einem Knoten, der zum Beispiel „Das war 2023“ heißen könnte. Von dort aus verzweigen die einzelnen Lebensbereiche in einzelne Teilbereiche. Nun versetzt Euch noch einmal in das vergangene Jahr zurück und denkt ganz konkret über jeden Lebensbereich nach. Was habt Ihr in diesen Bereichen erlebt? Gab es Veränderungen? Positive oder negative? Was hat Euch besonders bewegt? Und wo habt Ihr besonders viel lernen dürfen?

Hier wieder ein kleines Beispiel für ein besseres Verständnis (hier: erstellt mit dem Online-Tool Miro):

Beispielhafte Mindmap mit Lebensbereichen und einzelnen Erlebnissen

Diese Mindmap könnt Ihr so umfangreich gestalten, wie es Euch beliebt. Der Vorteil an digitalen Werkzeugen ist, dass Ihr nicht in der Größe begrenzt seid. Ganz im Gegensatz zur Papiervariante. 🙂

Ich empfehle, sich ausreichend Zeit für eine solche Mindmap zu nehmen oder sich nach ein paar Tagen noch einmal damit zu befassen. Gerne könnt Ihr die Mindmap auch noch weiter aufhübschen, indem Ihr Highlights hervorhebt oder Themen gesondert kennzeichnet, an denen Ihr arbeiten wollt oder wo Ihr noch etwas zu lernen habt. Tobt Euch aus. 😉

Am Ende werdet Ihr einen recht umfangreichen Rückblick auf das vergangene Jahr haben, ein kleines Fenster in Euer Leben, einen Teil von Euch. Und das kann ein sehr heilsamer Blick auf sich selbst sein. Bisweilen vermag es jedoch auch zu schmerzen, wenn es in manchen Lebensbereichen aktuell vielleicht düster aussieht. In diesem Fall lade ich Euch dazu ein aufzuschreiben, was Ihr Euch konkret anders wünscht und was es dafür braucht. Aber mit dieser komplexen Thematik befassen wir uns vielleicht ein andermal. 🙂

Mir verlangt eine solche Mindmap oft ein gewisses Maß an Demut ab, denn sie zeigt sehr anschaulich, wie vielschichtig unser Leben ist und welch wertvolle Ressourcen wir haben.
Ich hoffe, das heutige Türchen hat Euch gefallen und Ihr freut Euch schon auf Teil 3. Morgen wird es um ein ganz spezielles Wort und Dankbarkeit gehen.

Alles Liebe,
Eure Julia

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