Seepferdchen, Seife, Lavendel

Die letzten Schritte meiner Transition nehmen langsam konkrete Formen an, denn erfreuliche Nachrichten erreichten mich, als ich kürzlich meine restlichen Urlaubstage in Basel verbringen durfte.

30 Jahren sind ins Land gezogen. Damals ging ich noch zur Schule, war der Außenseiter unter den Außenseitern, als dank einer Partnerschaft zwischen meiner Schule und einer Schule in Kiew ein Mädchen (I.) mit ihrer Mutter zu uns zu Besuch kamen. Verklemmt, wie ich damals war, wurden wir erst am letzten Tag ihres Besuchs so richtig warm miteinander, so dass ich sehr traurig Abschied nahm. Tage zuvor waren den Jungs in meiner Klasse die Augen ausgefallen, als ich I. für einen Schultag mit in den Unterricht brachte. Ihnen stand förmlich ins Gesicht geschrieben, wie jemand wie ich ein dermaßen hübsches Mädel an seiner Seite haben konnte. Ein wenig freute mich das damals.

Aus diesem Kontakt zwischen unseren Familien entstand eine Freundschaft, gar ein Gefühl von Familienverbundenheit. Jedoch verloren sich I. und ich aus den Augen, alldieweil die Kommunikationsmittel in den 90ern noch nicht so ausgefeilt und einfach waren wie heute. Vor einiger Zeit lebte dieser Kontakt jedoch wieder zaghaft auf und daraus erwuchs ein Besuch bei I. und ihrer Mutter – aufgrund von Dingen, die im Leben nun einmal geschehen, verschlug es uns für ein paar Tage nach Basel. Nach drei Jahrzehnten fielen I. und ich uns in die Arme, als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen. So viel war geschehen, nicht nur meine Transition. Ein wirklich spezielles Gefühl, das wir bis spät in die Nacht auf dem Balkon versuchten aufzudröseln und uns zu berichten, was denn in der vergangenen Zeit geschehen war. Natürlich konnte diese Zeit nicht ausreichen, aber dennoch fühlte sich alles stimmig an.

Ich mag solche Verbindungen, die selbst nach dermaßen langer Zeit wieder dort anknüpfen können, wo sie endeten.
Natürlich war auch meine Transition ein Thema und so konnte ich I. am nächsten Morgen am Frühstückstisch berichten, dass ich just vor einer Weile einen erfreulichen Anruf erhalten hatte: die Sana Klinik in Düsseldorf hatte durchgeklingelt und mit mir einen Termin für meinen geplanten Brustaufbau vereinbart: am 3. November wird es soweit sein! Yey! Die Zusage für die Kostenübernahme war bereits vergangene Woche eingetrudelt, als ich in Dänemark gemütlich auf der Couch lag und dem peitschenden Regen vor der Terrassentür zusah. Noch 3 1/2 Monate…ich freue mich riesig, dass ich noch dieses Jahr einen Termin bekommen konnte und die Transition damit offiziell wirklich mit Ende des Jahres zu den Akten legen kann. Es kribbelt!

(Diese Kette) hat mir immer Glück gebracht. Ein Seepferdchen. Da kriegen die Kerle die Kinder.

Dora Liebl (Oskars Kleid)

Seepferdchen? Was haben die denn nun hier verloren?

Ganz einfach: wir besuchten den Baseler Zoo, auch Zolli genannt – er ist definitiv einen Besuch wert! Wann immer ich mit den Kindern in einen Zoo gehe, gehört ein Besuch des Zoo Shops am Ende des Rundgangs zum Ritual. Dieses Mal gönnte ich mir auch ein Andenken: eine Halskette mit Seepferdchenanhänger. Denn als sie mir ins Auge fiel, musste ich sofort an den Film Oskars Kleid denken (den gibt es nun übrigens endlich zu kaufen – dicke Empfehlung). In einer Szene wird ein Seepferdchenanhänger zu einem Symbol für Transidentität, ein wirklich emotionaler Moment für mich. Da musste ich im Zoo natürlich zugreifen. 😉

Nun denn…mein ereignis- und lehrreicher Sommerurlaub endet, aber die letzte Transitionsetappe beginnt…

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