BH

GaOP und Korrektur waren gestern. Brustaufbau ist morgen. Das Beratungsgespräch dafür war heute.

Ein halbes Jahr Wartezeit hat er mich gekostet, der Beratungstermin für den Brustaufbau bei Dr. Wolter in der Sana Klinik Düsseldorf. Doch neben dem reinen Gespräch hielt die kleine Reise in den Düsseldorfer Norden noch mehr für mich bereit, dazu gleich mehr.

Das Gespräch an sich war unspektakulär, ernüchternd, überraschend und ein Stückchen aufmunternd. Insgesamt dauerte das Ganze vielleicht 10 Minuten und wirkte absolut routiniert. Ich merkte, dass Dr. Wolter das alles mit viel Erfahrung macht. Neben einer Begutachtung der körperlichen Situation nebst Fotodokumentation für die Genehmigung durch die Krankenkasse, legte er mir gut begründet dar, warum er wie welches Verfahren nutzen würde. Dank ausreichend vorhandenem Fettgewebe im Brustbereich – endlich zahlt es sich mal aus, dass ich nicht ganz spindeldürr bin 🙂 – könnte ein Implantat oberhalb der Muskulatur eingesetzt werden, was beim Heilungsprozess weniger schmerzhaft ist, als die Variante unterhalb der Muskulatur. Am Krankenhausaufenthalt von etwa einer Woche ändert das jedoch nichts.

Was mich etwas traurig stimmte war die Aussage, dass ein Implantatswechsel nach 10-15 Jahren unumgänglich sei und es praktisch kein Verfahren gibt, um das zu verhindern. Grund dafür ist, dass mit dem Implantat ein Fremdkörper in den Körper gesetzt wird, so dass es zwangsläufig irgendwann zu einer Kapselfibrose kommen wird, es sei lediglich eine Frage der Zeit. Wobei, so fügte er hinzu, es auch Frauen gäbe, die ihre Implantate 30 Jahre tragen, ohne sie tauschen zu müssen. Dennoch bedeutet das, dass ich mich sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit wieder unters Messer werde legen müssen. Ich hatte gehofft, dass mir das erspart bleibt. Leider nein, leider gar nicht.

Was mich dann doch etwas überraschte, war die geplante Größe des Implantats. Aufgrund meiner Statur empfahl er mir ein C-Körbchen, was in meinem Fall in etwa 500 Gramm pro Seite entspräche, die in einer 60-90 minütigen OP eingebracht werden würden. Damit hatte ich nicht gerechnet, will aber natürlich auch sicher gehen, dass sich nach der OP ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Und ich vertraue ihm da absolut, nachdem ich letztes Jahr seinen Vortrag bei der Gendertreff Messe in Leverkusen gesehen hatte.

Bezüglich Implantat und Kapselfibrose gäbe es natürlich noch die Möglichkeit von Eigenfett, was aber mit mehreren Narkosen einhergeht und für mich daher nicht in Frage kommt. Eine weitere Möglichkeit wäre die Straffung der Bauchdecke und das Verpflanzen von Bauchgewebe, was jedoch eine 7-8 stündige Operation wäre, auf die ich ebenfalls gerne verzichten möchte. Obgleich der Gedanke an Eigengewebe schon sehr verlockend klingt. Aber der Preis dafür ist mir zu hoch, zumal fraglich ist, ob die Krankenkasse diesen vermeintlichen Luxus bezahlt.

Insgesamt bin ich also nun aufgeschlaut und sammle nun Schritt für Schritt die nötigen Dokumente zusammen, um die Kostenübernahme zu beantragen. Mit einem OP-Termin ist realistischerweise frühestens im September zu rechnen, eventuell sogar etwas später. Die Nachfrage ist sehr hoch.

Vom Hell und vom Dunkel

Der Termin heute hat aber eine Vorgeschichte. Schon seit Anfang des Jahres geht es mir insgesamt nicht gut. Ohne das jetzt näher ausführen zu wollen, lässt es sich mit “depressive Verstimmung” am treffendsten beschreiben. Nach der Korrektur-OP wurde diese Verstimmung deutlich schlimmer und hält bis heute an, so dass alle erlernten Maßnahmen, die ich von anderen trans Frauen aus meiner ehemaligen Therapiegruppe abgeschaut habe, nicht wirklich helfen. Trotz Krankschreibung einem einigermaßen strukturierten Alltag folgen, rausgehen, Menschen treffen. Das geht auch irgendwie, das große Dunkel reißt mich jedoch immer wieder zurück in die Tiefe, sobald ich daheim bin. Menschen erschöpfen mich mehr als sonst. Haben sie generell schon immer, ich bin vom Grundtypus her introvertiert und brauche Zeit für mich, um meine Akkus wieder aufzuladen. Seit der OP scheint jedoch ein Filter, ein Schutzschild oder wie man das nennen mag, verschwunden zu sein. Alles – Inneres und Äußeres – stürzt mehr oder minder ungefiltert auf mich ein und ich kann mich davor nicht schützen.

Daher stand der heutige Termin für mich auch etwas in Frage. Natürlich war er mir wahnsinnig wichtig, aber ich wäre beinahe nicht aus dem Bett gekommen. Aber mein Freund J., der quasi gleichzeitig mit mir seine Frau-zu-Mann-Transition begonnen hat, motivierte mich dann doch, mich aufzuraffen. Denn witziger Weise hatte auch er heute einen Termin fast zur gleichen Uhrzeit bei Dr. Wolter. Also verabredeten wir uns dort spontan und fuhren anschließend in Düsseldorf noch etwas essen, nachdem wir uns über ein halbes Jahr aufgrund einer Auslandsreise nicht gesehen hatten. Das rettete mir wahrlich ein wenig den Tag, auch wenn mich das Leben da draußen dennoch sehr anstrengte und ich nun ziemlich erschöpft auf dem Bett liege. Ich bin sogar erstaunt, überhaupt schreiben zu können. Selbst das fällt mir dieser Tage schwer.

J. war jedenfalls mein heutiger Sonnenschein und ich stelle immer wieder fest, dass die spontanen Treffen noch immer die schönsten sind.

Der heutige Tag ist aber noch lange nicht vorüber. Später werden meine Freundin M. und ich noch an einem Telefonat teilnehmen: die katholische Kirche führt derzeit eine Studie zu transidenten Personen durch und eher per Zufall geriet ich daran, denn ich bin weder katholisch, noch halte ich etwas von organisierten Religionen. Aber die Kombination fand ich spannend. Und wenn sich durch die Teilnahme an der Studie eventuell etwas in der Kirche zum Positiven bewegen lässt – warum nicht?!

Und später findet dann noch unser monatlicher queerer Stammtisch der RHEIN*BOWS statt – ob ich den ohne Überlastung meiner selbst überstehe, weiß ich noch nicht. Aber ich will mich nicht klein kriegen lassen und beiße mich da jetzt irgendwie durch…

Chaka!

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One Thought to “Beratungsgespräch Brustaufbau”

  1. […] du gehst unter Leute, das ist super!”, sagte mir heute ein Bekannter. Ich schrieb ja zuvor: “Aber ich will mich nicht klein kriegen lassen und beiße mich da jetzt irgendwie […]