Mit dem heutigen Tage geht die besonders kritische Heilungsphase nach der Haartransplantation zu Ende. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie es mir nun geht, wie der Haaransatz aussieht und wie es in nächster Zeit weitergeht.
Die 14 Tage nach dem Eingriff haben sich gezogen. Wie Kaugummi. In jeder Sekunde passte ich auf, dass nichts die transplantierten Haare beschädigt oder unnötig berührt. Schmerzen und Juckreiz habe ich über mich ergehen lassen und einige Tage mit meinem Nackenhörnchen streng auf dem Rücken geschlafen. Ich hatte mir das alles etwas einfacher vorgestellt.
Doch nun ist eine wichtige Etappe geschafft! Laut Aussage des Arztes sind die verpflanzten Haare nach 2 Wochen “bombenfest” und auch die schützenden Krusten sollten nach und nach abfallen. Beim heutigen Haarewaschen hat das auch geklappt. Wie auf dem Foto zu sehen ist, ist alles soweit gut verheilt, lediglich noch etwas gerötet.
Seit Ende letzter Woche lassen die Kopfschmerzen auch deutlich nach, eine ziemliche Erleichterung im Alltag. Auf Schmerzmittel kann ich seitdem gänzlich verzichten. Ständiger Wegbegleiter ist aber weiterhin das Aloe Vera Spray, das super gegen den Juckreiz hilft.
Und nun? Nun heißt es: warten! Es ist damit zu rechnen, dass die aktuell noch sichtbaren Haare erst einmal wieder ausfallen werden, um dann innerhalb der nächsten 4 Monate schrittweise nachzuwachsen. Es ist also – wie eigentlich immer in der Transition – Geduld gefragt. Aber das stört mich nicht mehr so sehr. Im Laufe der 2 1/2 Jahre habe ich diese Geduld gelernt. Lernen müssen. Sonst wird man nämlich wahnsinnig und macht sich nur selbst das Leben schwer. Eine Transition braucht einfach Zeit.
Für die nächsten 2 Wochen werde ich weiterhin außer Haus mein hübsches Mützchen tragen und noch nicht wieder die Perücke. Zwar dürfte ich das ab sofort für kurze Zeit wieder, das Risiko, dann doch auf den letzten Metern etwas am Ergebnis kaputt zu machen, ist mir dann aber doch zu groß. Und offen gestanden komme ich mit der Mütze gut klar. An Karneval würde ich mit Augenklappe als Piratenbraut durchgehen. 😉
Interessant ist – nebenbei bemerkt – wie die Menschen nun auf mich reagieren. Zuletzt habe ich mit meiner Perücke fast keine verwunderten Blicke mehr wahrgenommen (allerdings habe ich auch nicht mehr wirklich darauf geachtet). Die Blicke auf meine Mütze hingegen, sind wieder häufiger geworden. Aber total anders. Früher waren es “bist du Männchen oder Weibchen”-Blicke, mit der Mütze sind es eher mitleidige oder nachdenkliche Blicke, weil man damit allgemein hin wohl eher Haarverlust im Zuge einer Chemotherapie oder ähnlichem verbindet. Das ist interessant zu beobachten. Und erstaunlicherweise kann ich das total gut “ertragen”. Die irritierten oder möglicherweise auch abfälligen Blicke von früher hingegen, haben mich oft verunsichert und manchmal sogar Dysphorieschübe ausgelöst. Das ist aktuell überhaupt nicht der Fall. Offenbar zieht da “etwas” in mir eine Grenze zwischen “dafür musst du dich nicht schämen” und “internalisierter Transphobie” mir selbst gegenüber, die auch nach so langer Zeit (manchmal) zu Scham und Unwohlsein führen kann.
Wie dem auch sei, Ende November sollte die Heilung abgeschlossen sein und ich werde wieder uneingeschränkt allem frönen dürfen, wonach es mir beliebt. 🙂 Und bis meine Haare an Hinterkopf und Stirn dann mal angemessen nachgewachsen sein werden, muss dann leider noch meine gute alte Perücke herhalten. Ich bin aber optimistisch, dass ich sie vielleicht im nächsten Sommer werde in Rente schicken können. Das wäre sooo toll!