Zyklus bei trans Frauen – Ergebnisse eines Selbstversuchs

Analyse

Heute hat sich in Zahlen bestätigt, was ich schon lange vermutete – die Hormontherapie führt zu einem Zyklus wie bei cis Frauen. Erfahrt in diesem Artikel mehr über mein kleines Forschungsprojekt.

Schon nach den ersten 6 Monaten der HRT berichtete ich von starken Schwankungen in meinem körperlichen und emotionalen Empfinden. Doch was ich damals lediglich subjektiv wahrnahm, habe ich die letzten Monate mit harten Fakten untermauern können.

Seit gut 3 Monaten nutze ich die App Clue jeden Tag, um mein aktuelles Befinden festzuhalten. In der Premium-Version errechnet die App aus der Mindestmenge von 3 Zyklen wiederkehrende Muster in den Symptomen.

Die Kriterien

Dabei berücksichtigte ich unter anderem folgende Kriterien, aufgeteilt in als positiv und negativ konnotierte Faktoren:

Positiv besetzt

  • Gesellig
  • Hohe Leistungsfähigkeit
  • Unterstützend
  • Entspannt
  • Konzentriert
  • Viel Energie
  • Fröhlichkeit

Negativ besetzt

  • Aufgebläht
  • Empfindlichkeit
  • Geringe Leistungsfähigkeit
  • Geringe Motivation
  • Konflikt
  • Bauchkrämpfe
  • Traurigkeit
  • Unkonzentriert
  • Wenig Energie
  • Zurückgezogen
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit

Das Ergebnis

Was sofort auffällt: in der ersten Hälfte des Zyklus treten doppelt so viele Symptome auf, wie in der zweiten (14 zu 7).

1. Hälfte Zyklus

Darunter sind dann auch deutlich mehr negativ besetzte Symptome. Mehr als 70% der Einträge in der ersten Hälfte fielen unter diese Kategorie. In der zweiten Hälfte scheint es hingegen insgesamt bergauf zu gehen. Die positiven Symptome klettern von 29% auf 43%, die Vielfalt der negativen Symptome lässt massiv nach. Es bleiben Dinge wie Kopfschmerzen und Übelkeit, dafür aber viel Energie, Entspannung und Konzentration.

In Hälfte 1 sammelt sich hingegen alles, was keinen Spaß macht. Antriebslosigkeit, Zurückgezogenheit, Traurigkeit, Empfindlichkeit. Aber auch eher körperliche Aspekte wie Krämpfe oder ein aufgeblähter Bauch.

Unterm Strich ist die zweite Hälfte des Zyklus also angenehmer als die erste. 

2. Hälfte Zyklus

Das ist natürlich eine super spannende Erkenntnis für mich, die es mir erleichtert, bestimmte Befindlichkeiten entspannter annehmen zu können. Und vielleicht sogar eher anspruchsvolle Arbeiten auf die zweite Zyklushälfte zu vertagen, sofern das möglich ist.

Bleibt festzuhalten: Zyklen bei trans Frauen sind keineswegs ein Märchen, sondern absolut real.

Aber Moment mal! Sind die beschriebenen Symptome nicht vertauscht? Ist nicht eigentlich üblicherweise die erste Zyklushälfte von Power geprägt und die zweite unschöner? Ja, stimmt. Und hier mag sich eine Ungenauigkeit in meine Mini-Studie eingeschlichen haben, denn ich habe dann doch einen feinen Unterschied gegenüber cis Frauen: ich habe keine Regelblutung. Und damit fehlt der App ein wichtiger Taktgeber für den Zyklus.
Also trug ich anhand erster Hochrechnungen der App irgendwann pro forma eine Regelblutung über die Dauer von 4 Tagen ein. Offenbar habe ich dabei den falschen Zeitpunkt erwischt und die Zyklushälften einfach vertauscht. Aber das lässt sich mit einer Korrektur der Daten glücklicherweise beheben. Am Ende spielt das aber auch keine echte Rolle für mich, denn die entscheidende Erkenntnis ist: die Hormontherapie bewirkt einen typischen weiblichen Zyklus – nur eben ohne Blutung.

Nun würde mich natürlich interessieren: Wie geht es euch damit, liebe trans Frauen, die ihr euch ebenfalls in der HRT befindet? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ausblick

Dieses kleine Experiment ist hier natürlich nicht zu Ende. Die Selbstvermessung geht auf jeden Fall weiter, um noch etwas präzisiere Bilder der Symptomatik zu erhalten. Ich halte euch auf dem Laufenden…

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One Thought to “Zyklus bei trans Frauen – Ergebnisse eines Selbstversuchs”

  1. Jeder Jeck ist anders…. 7 Monate HRT und ich stelle keine aber auch keine Schwankungen fest. Der Spiegel steigt (wie zu erwarten) . Zumindest fällt mir nichts auf.

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