Ich bin erschüttert von den Geschehnissen in der Ukraine. Meine Familie hat Freunde dort, die aber glücklicherweise früh genug das Land verlassen haben. In diesem Beitrag geht es um Krieg, Frieden, Veränderung und ein bisschen auch um meine Transition.
Wo fängt man mit der Verbalisierung an, wenn das Grauen einen überwältigt? Seit Tagen beobachte ich die Situation in der Ukraine sehr genau, war aber immer etwas unsicher, ob die deutsche Berichterstattung nicht allzu sehr westlich eingefärbt war. Mein Bauchgefühl sagte mir aber, dass der Konflikt weiter eskalieren würde, egal wie viel Diplomatie aufgefahren wird. Putin hat diese Frage heute Nacht dann auch sehr eindeutig beantwortet. Er hat offenkundig mit der Aussage gelogen, dass es keinen Einmarsch geben würde. Und alles scheint von langer Hand geplant gewesen zu sein.
Die Nachricht über den Einmarsch und erste Tote in der Ukraine erreichte mich heute über das Radio, als ich unter der Dusche stand. Zwar hatte ich täglich damit gerechnet, dennoch erwischte es mich eiskalt. Ich konnte nur fassungslos da stehen, zusehen, wie das warme Wasser gen Boden strömt und im selben Augenblick unschuldige Menschen getötet werden. Zu dem warmen Wasser gesellten sich Tränen. Tränen der Trauer um diese sinnlose Gewalt, Tränen um die Opfer, Tränen der Angst vor einem Flächenbrand – einem dritten Weltkrieg – und Tränen der Sorge um unsere Freunde in Kiew.
Die Tage zuvor hatte ich versäumt, sie anzuschreiben und mich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Das holte ich unmittelbar nach und atmete auf als ich las, dass sie das Land verlassen haben und sicher in der Schweiz bei Verwandten untergekommen sind.
Doch was geschieht hier global betrachtet gerade?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Thema hier im Blog schon einmal angesprochen habe, daher tue ich es jetzt. Seit einigen Jahren schon habe ich das diffuse Gefühl, dass die Welt gerade einen fundamentalen Wandel durchmacht und sich dabei in Altes und Neues aufspaltet. Ich sehe mich persönlich dabei ganz deutlich im Neuen, das von einem humaneren und friedlicheren Miteinander geprägt ist. Und in diesen Wandel passt meine Transition einfach perfekt hinein. Als Teilprozess eines großen Ganzen.
Das Alte jedoch klammert sich mit Gewalt, Hass und Starrsinn an die letzten Strohhalme, die sich bieten. Mit Sorge beobachte ich dabei jedoch die immer weiter aufklaffende Schere zwischen diesen beiden Polen und äußerte schon häufiger in Gesprächen, dass ich das Gefühl habe, die Welt steuere auf einen großen Knall zu, einen Eskalationspunkt, der gleichzeitig den Neubeginn des Neuen markiert. In welcher Form dieser Knall passieren würde, konnte ich nicht sagen, ich nahm lediglich die zunehmende Spannung wahr. Übrigens eine Wahrnehmung, die viele Menschen teilten, mit denen ich mich darüber unterhalten habe.
Ist dieser beginnende Krieg nun dieser Eskalationspunkt? Die Gefahr eines dritten Weltkriegs ist nicht von der Hand zu weisen. Zu verstrickt sind die internationalen Vernetzungen, Bündnisse und Interessen. Davor habe ich riesige Angst. Ich gehe zwar nicht unmittelbar davon aus, dass wir hier in Deutschland unmittelbar in Leib und Leben bedroht sind, aber das macht es ja nicht besser. Allein die dutzenden Toten, die schon heute zu beklagen sind, sind zu viel.
Gleichzeitig wirken die Friedensgebete, die Demonstrationen für den Frieden und Solidaritätsbekundungen beinahe hilflos. Sie sind zweifelsfrei notwendig und richtig, aber verglichen mit der Bedrohung wirken sie…klein.
Ich bin in Gedanken bei all unseren ukrainischen Schwestern und Brüdern und allen Menschen, die unfreiwillig Opfer dieses Konfliktes geworden sind und werden. Ich sende Wünsche ins Universum, dass dieser Wahnsinn augenblicklich ein Ende findet. Eine innere Gewissheit sagt mir jedoch, dass diese Dinge aufgrund eines größeren Zusammenhangs geschehen “müssen”, bevor das Neue nachhaltig Wurzeln schlagen kann, bevor ein neues Zeitalter beginnen kann. Das klingt prophetischer, als es ist…es ist nur mein Bauchgefühl und ich wünsche mir sehr, dass ich damit falsch liege.
Keine Ahnung, wie es nun weiter gehen wird…aber die Friedenstaube im Titelbild ist das Symbol, das ich in die Welt hinaus senden möchte.
Make love, not war!