Rosen im Regen

Mit Schmerzen während der Heilung hatte ich ja gerechnet, die heutige Nacht war aber echt zum Abgewöhnen…

Die vergangenen Tage hatte es sich ja schon angekündigt: teilweise pulsierende und stechende Schmerzen – vor allem im gesamten Bereich der Labien – traten immer mal wieder auf, waren aber durch Wegatmen und bewusstes Entspannen einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Die heutige Nacht markierte aber einen neuen (Schmerz-)Höhepunkt und ich hoffe, dass kein weiterer folgt. Ich wachte irgendwann sehr früh auf, es muss so gegen 3 Uhr gewesen sein. Zu dieser Zeit schaut die Nachtschwester immer kurz ins Zimmer und manchmal werde ich davon wach. So auch heute Nacht. Gleich merkte ich, wie diese stechenden Schmerzen Besitz von mir ergriffen. Durch andere Lagerung, Atmung und Entspannung versuchte ich dem Ganzen Herr zu werden. Mit sehr mäßigem Erfolg. So oder ähnlich stelle ich mir das Wegatmen von Wehenschmerzen während einer Geburt vor.
Für den Moment reichte es immerhin, um wieder für eine Weile einzuschlafen. Fortan wachte ich aber immer wieder auf, die Schmerzen weckten mich Mal ums Mal auf. Irgendwann gegen 5 Uhr war das echt Maß voll, offenbar hatte mein Körper keine Kapazitäten, um selbst mit diesen Schmerzen klar zu kommen. Zum Glück hatte ich noch eine IBU griffbereit und konnte nach einer kleinen Weile wieder einschlafen.

Entsprechend gerädert wachte ich auf, als mein Wecker mich um 6:45 Uhr aus meinen merkwürdigen Träumen riss. Ich hatte geträumt, man habe mir wieder einen Katheter gelegt. Warum auch immer. Vielleicht, weil meine Zimmernachbarin mit ihrem die letzten Tage einige Schwierigkeiten gehabt hatte.
Gerade hatte ich mich aus dem Bett gequält und machte mich im Bad etwas frisch, da klopfte es an der Tür. Dr. Taskov war zu meiner Überraschung schon da. Vor einer anstehenden Gesichts-OP schaute er deutlich früher also sonst zur Visite vorbei. Mit ihm hatte ich nun noch gar nicht gerechnet, dabei war ich extra früher für ihn aufgestanden.
Glücklicherweise war das kein Problem und außer kurz zu besprechen, wie das Bougieren läuft, gab es nicht viel zu klären. Mit den zurück gehenden Schwellungen war er zufrieden und meinte, es würde sich langsam alles an den Platz setzen, wo es hingehöre. Das brauche aber dennoch noch Zeit.

Zu meinen Schmerzen meinte er nur, das sei ganz normal, da das Gewebe sich gerade regeneriert und entsprechend empfindsamer wird. Statt Taubheit gibt’s jetzt eben Heilungsschmerzen. Yey?! Das ist also offenkundig ein normaler Prozess. Das macht es zwar nicht weniger schmerzhaft, aber immerhin ist es erklärbar und verliert damit seinen potenziellen Schrecken.

In Bezug auf die Schmerzmittel bekam ich übrigens schon mehrfach gesagt, dass es mehrere Monate dauern kann, bis die IBUs abgesetzt werden können. Die Rede ist von etwa 3 Monaten. Den ersten habe ich ja bald rum. Das ist ganz schön heftig und meine Leber tut mir ein bisschen leid, derart hoch dosierte Schmerzmittel sind sicher nicht ohne. Aber ich vertrage sie bis jetzt sehr gut, bekomme aber auch morgens noch eine Pille für den Schutz des Magens, die wirkt Wunder. Ich bin aktuell also nur halb zurechnungsfähig. 😀

Im Vergleich zu den letzten Tagen haben mich die aktuellen Schmerzen wieder etwas mehr außer Gefecht gesetzt und zeigen mir sehr deutlich, wie lang der Weg der Heilung noch ist. Vor der OP war ich ja recht zuversichtlich und motiviert, nach 5 Wochen wieder arbeiten gehen zu können, aktuell bin ich mir da absolut nicht mehr so sicher. Für eine kurze Weile stellt Arbeit im HomeOffice sicher kein nennenswertes Problem dar, ich merke aber schon, wie sehr mich gerade allein ein solcher Blogartikel anstrengt, was sicherlich auch an der schlechten Schlafqualität liegt. Ich hoffe daher sehr, dass ich die vollen 6 Wochen (hallo, liebe Lohnfortzahlung!) krankgeschrieben werde, die aktuelle AU gilt nämlich nur bis Donnerstag. Diese Zeit werde ich mindestens noch zu Regeneration brauchen, zumal daheim wieder mehr Aktivitäten auf mich zukommen werden, die auch körperlich Kraft kosten werden.

Nun bin ich schließlich auch keine 20 mehr, das macht sich schon wenig bemerkbar, finde ich. In Bezug auf Lebenserfahrung ist Altern echt ne coole Sache, körperlich gesehen finde ich da aber echt total ätzend. Ich bin dagegen! Die Heilungsprozesse verlaufen insgesamt doch merklich langsamer als vor 20 Jahren. Auf der anderen Seite bin ich wahnsinnig stolz auf meinen starken Körper, dass er diesen Eingriff doch vergleichsweise lässig wegsteckt. Meine aktuelle Zimmergenossin hat es da schon eine ganze Ecke schwerer, obwohl sie erst in ihren 20ern ist. Sie hat deutlich mehr Schmerzen, Schwierigkeiten mit dem Katheter und so weiter. Abgesehen von der Blasenentzündung lief das bei mir alles entspannter als bei ihr. Und dafür bin ich sehr dankbar. Offen gestanden hatte ich mir das aber auch so ausgemalt. In meiner Vorstellung verlief die Heilung immer komplikationslos, die Blasenentzündung zähle ich mal nicht mit dazu. Die Kraft der Gedanken ist also echt nicht zu unterschätzen.

Viel mehr bleibt mir für den Moment nicht festzuhalten, ich bin einfach sehr müde und freue mich auf den Nachmittagskaffee. Und auf morgen freue ich mich auch schon: da steht Kofferpacken auf dem Programm. Das bringt etwas Abwechslung und läutet langsam den Schritt hinaus in die große weite Welt ein.

Get ready, people! I’ll be back very very soon! 🙂

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