Überforderte Frau

Wenn ich diesem Montag eine Überschrift geben müsste, so würde sie „Überforderung“ lauten. Ich hadere heute hart mit einer kürzlich getroffenen Entscheidung.

Bereits gestern Abend erreichte mich die angekündigte Fallstudie für meine aktuell laufende Bewerbung. Bis zu diesem Punkt konnte ich sie ganz gut bei Seite schieben, doch heute erwischte mich ihr Umfang mit voller Breitseite. Sie besteht aus der Erstellung eines Elevator Pitch, einer strategischen Vision, konkreten Umsetzungsplänen für die Vision und eine  Zielliste für das erste Jahr in diesem Job – alles inklusive Präsentation. Eine solche Aufgabe würde ich in meinem beruflichen Alltag mit meinem Team über einen Zeitraum von vielleicht zwei Wochen oder mehr lösen. In diesem Fall habe ich alleine etwa 3 Tage dafür. Ohne Worte!

Ehrlich gesagt ärgert mich das ziemlich! Das macht für mich ein bisschen den Anschein von 3 Tagen „unbezahlter“ Probearbeit. Hab ich das wirklich nötig?!

Wie dem auch sei. Viele Ideen konnte ich heute zwar bereits sammeln und habe auch durchaus etwas geschafft, dabei schwankte ich allerdings konstant zwischen Heulkrampf, Wut auf mich selbst, dem Wunsch, alles hinzuschmeißen und zusammengebissenen Zähnen, wild entschlossen hier eine richtig gute Arbeit abzuliefern.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, stellt diese Zusatzbelastung gerade einen Faktor dar, den ich im Vorfeld der GaOP eigentlich nicht schultern kann. Unter normalen Umständen wäre es zwar immer noch herausfordernd gewesen, aber nicht derart überfordernd. Ich merke, wie mir die Kapazitäten fehlen und die Gedanken immer wieder in Richtung GaOP wandern, denn diese hat gerade einfach aller oberste Priorität.

Hätte ich im Vorfeld gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich die Stelle Stelle sein lassen und hätte ihr im Vorbeifahren fröhlich zugewunken.

Da stelle ich mir doch ernsthaft die Frage, ob dieser zukünftige Job später ein gleiches Maß an Zeitdruck und Arbeitslast mit sich bringen wird und ob es mir das wert ist. Wenn ich auf meine innere Stimme höre, rät sie mir, sofort den Stecker zu ziehen. Dass die Bewerbung zum jetzigen Zeitpunkt ein Fehler war.
Doch eine andere Stimme verbietet mir, die Sachen jetzt hinzuwerfen und verdammt nochmal an mich zu glauben! Würde ich später bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben? Vielleicht. Und was würde passieren, wenn ich meine Bewerbung tatsächlich mit der Begründung zurück zöge, dass ich durch die bevorstehende OP mental zu sehr belastet bin, als dass ich gegenwärtig ein angemessenes Ergebnis produzieren kann? Hätte man Verständnis? Vielleicht. Würde ich nochmal eine Chance erhalten. Vermutlich nicht. Es würde auf die eine oder andere Weise verbrannte Erde hinterlassen, fürchte ich. Als externe Bewerberin hätte ich es da einfacher, aber so…

Tja. Bei all dem fällt mir wiederholt auf, dass ich seit der Hormontherapie entweder dünnhäutiger geworden bin oder einfach nur besser auf mich Acht gebe und früher die Notbremse ziehe, bevor ich mich hoffnungslos überfordere. Früher hätte ich diese Signale recht rüde bei Seite geschoben und ignoriert. Ich weiß nicht, was es ist. Jedenfalls ist mein Fluchtinstinkt gerade sehr aktiv und es ringt in mir um eine Entscheidung.

Ein Rückzug wäre eine große persönliche Niederlage für mich, in vielerlei Hinsicht. Würde es doch bedeuten, mich selbst in Bezug auf meinen Traumjob überschätzt zu haben und daran gescheitert zu sein. Mein eigener Leistungsanspruch verbietet mir das. Trotz emotionaler Ausnahmesituation vor der OP. „Du hast es angefangen, jetzt bring es auch zu Ende!

Wie auch immer ich mich entscheiden werde, eine Sache ist mir jetzt klar: ich weiß schon, warum ich vor diesem Jobangebot nicht auf Jobsuche war. Weil es einfach nicht dran war. Und das ist es jetzt möglicherweise auch nicht, denn vieles in mir sträubt sich, derart über meinen Kraftreserven zu arbeiten. Oder ist das nur die Angst vor Veränderung? Nein, oder? Die habe ich bei der OP schließlich auch nicht und diese Veränderung ist ungleich größer als ein neuer Job.

Ich will mich doch eigentlich nur noch auf eine Sache konzentrieren: meine OP. Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, mich die letzten Tage krankschreiben zu lassen, da ich ohnehin keinen sinnvollen Gedanken mehr fassen kann, um nennenswerte Arbeit erledigt zu bekommen. Aber dabei käme ich mir dann irgendwie schäbig und feige vor.

Ach Tagebuch, ich weiß nicht, was ich machen soll!
Ich wünschte, die Woche wäre schon rum und all das läge hinter mir…

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