Ich verziehe gerade mein Gesicht. Das Telefonat mit meinem Frauenarzt hat mir nicht so richtig geschmeckt.
Heute ist der 4. Oktober. Morgen bin ich 1 Jahr in Hormontherapie und im Laufe der Woche soll der Antrag für die Kostenübernahme der GaOP in die Post. Im Vorfeld hatte ich dafür einen neuen Hormonspiegel machen lassen, um den Verlauf der HRT zu dokumentieren.
Die Ergebnisse bekam ich heute telefonisch. Soweit ist alles ok, das ist die gute Nachricht. Das Progesteron hat angeschlagen und mit den Werten bin ich mitten im Zielbereich.
Weswegen mir das Telefonat aber dennoch nicht so recht geschmeckt hat?
Wegen der aktuellen Östrogen- und Testosteronwerte. Die Östrogenwerte sind zwar auch mitten im Zielbereich, ich hatte dennoch gehofft, dass sie nach dem letzten Blutbild wieder etwas steigen würden. Das ist nicht der Fall, sie sind relativ stabil geblieben. Medizinisch ist das schon vollkommen in Ordnung, einen Ö-Wert im oberen Drittel des Zielbereichs wäre mir dennoch aus rein subjektiv-mentaler Sicht lieber gewesen.
Was mich aber ernsthaft gestört hat ist der Umstand, dass mein Testowert sich nach zuletzt durchweg sinkender Tendenz um 50% erhöht hat und damit wieder über 2 liegt, also ein gutes Stück vom Zielbereich unter 1 entfernt.
Laut meines Arztes sind das alles natürliche Schwankungen und bedürfen keiner Anpassung der Dosierung. Das nehme ich jetzt mal so hin, aber nerven tut es mich trotzdem. Zumal der erhöhte Testowert verschiedene unerwünschte Seiteneffekte der letzten Tage erklären würde.
Insofern bin ich schon wahnsinnig gespannt auf das nächste Blutbild in 3 Monaten.
Spoiler – ab hier wird es intim. Wer das nicht lesen mag, darf den heutigen Beitrag an dieser Stelle gerne beenden.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es anderen Transfrauen ähnlich ergeht und daher möchte ich gerne meine Erfahrungen diesbezüglich teilen:
Die oben angesprochenen Seiteneffekte beziehen sich auf die Libido, die wieder vermehrt zurückkehrt. Das ist per se nicht das riesige Problem, obwohl es mir ohne wirklich besser geht, weil ich dann nicht an meinen falschen Körper erinnert werde. Bis dato konnte ich damit einigermaßen gut umgehen, habe das Ganze mit einer “Augen zu und durch”-Haltung über ich ergehen lassen und meinem Körper seinen Willen gegeben.
Das Problem was ich damit neuerdings aber habe ist, dass die daraus resultierende Selbstbefriedigung immer unangenehmer wird. Gar nicht mal psychisch, sondern physisch. Innerlich pusht die Libido, aber die Körperfunktionen sind durch die Hormonumstellung doch deutlich eingeschränkt und gleichzeitig fühlt es sich an, als würde da etwas unterdrückt – sehr seltsames und unangenehmes Gefühl. Bedeutet in letzter Konsequenz: zum Höhepunkt zu kommen, ist wahnsinnig anstrengend und ist dann noch nicht einmal schön, sondern ziemlich unangenehm. Aber der Druck durch die Libido ist dann wenigstens weg.
Naja, alles in allem ist das eine ziemlich ätzende Situation und ich überlege dann doch, mit meinem Arzt nochmal zu sprechen. Um die Libido gänzlich zu killen, würden sich noch Testoblocker anbieten, aber aufgrund des Depressionsrisikos würde ich eigentlich lieber darauf verzichten…ist wohl ein Trade Off.
Dann ist es vielleicht doch harmloser, diese komische Situation ertragen und den Bedürfnissen des Körpers dann und wann nachzugeben. Es nervt dennoch massiv.
Aber es ist ja ein Ende in Aussicht: nach der OP wird hormonmäßig sowieso noch einmal alles neu geregelt. Dann gibt es naturgemäß kein Testo mehr in größeren Mengen und die Libido sollte sich auch nach einigen Monaten wieder auf einem normalen Maß einpendeln.