Freibad 2

Gespräch? Nummer 2. Bauchgefühl? Sehr gut! 

Zugegeben: gestern war zu viel los und am Abend war ich zu müde, um mein Befinden hier noch festzuhalten. Neben meinem zweiten Vorgespräch zur GaOP bei Dr. Taskov in Erding stand mir noch ein sonniger Sommertag im Freibad bevor, dessen ganze Bedeutung mir erst viel später klarwerden sollte.

Meine 1. Wahl

Als ich mein Auto auf den Parkplatz vor dem massigen Gebäudekomplex lenkte, überkam mich Nervosität. Eine Mischung aus Unsicherheit, Vorfreude und Angst vor der eigenen Courage.

Unsicherheit, da neben zahlreichen Geschäften weit und breit kein Eingang einer Arztpraxis zu sehen war. War ich hier wirklich, wirklich richtig? Ich prüfte die Adresse etliche Mal und erinnerte mich dann daran, dass eine Bekannte sagte, in der gleichen Straße läge auch der Fan Shop für Erdinger Weißbräu – den ich bereits im Vorbeifahren gesehen hatte. Ich war also richtig. Aber wo um alles in der Welt war der Eingang?!

Vorfreude – na klar. Ich würde heute den Menschen kennenlernen, für den ich mich eigentlich im Vorfeld schon nach umfassender Recherche und Empfehlungen entschieden hatte und dem ich mich für meine GaOP anvertrauen würde.

Angst vor der eigenen Courage. Oh ja. Der erste Termin in München vergangene Woche war noch leichtes Vorgeplenkel. Ein Probelauf sozusagen. Da war es noch nicht so richtig ernst. Aber dieser Termin…DAS war der eigentliche Meilenstein. Das Kennenlernen, das Klären offener Fragen, das Festlegen eines vorläufigen OP-Termins…

Ich zupfte meine FFP2-Maske gerade, richtete meine Haare und schwang mich in die mittägliche Hitze auf der Suche nach dem Eingang. Zu meiner riesigen Erleichterung fand ich diesen auf Anhieb und das entsprechende Hinweisschild ebenfalls. Nun hatte ich noch einige Minuten Zeit und nutzte diese, um mir meiner selbst und der Situation bewusst zu werden. Das war ein historischer Moment für mich. Und gleichzeitig wirkte er so banal. Ein normales Gebäude. Lichtdurchflutet. Hell. Viel Glas. Von wenigen Menschen bevölkert. Ruhig. Sehr angenehm.

Kurz vor meinem Termin atmete ich tief durch und öffnete die Tür zur Praxis. Ausgesprochen freundliche Sprechstundenhilfen begrüßten mich, Dr. Taskov rauschte gut gelaunt am Wartebereich vorbei – ein Gefühl, fast so, als würde ich einer berühmten Persönlichkeit begegnen – was für GaOP’s in Deutschland auch durchaus zutreffend ist.
Und ein Gefühl von: „Hier bist du genau richtig, Baby!“

Das Gespräch verlief dann echt entspannt, Dr. Taskov nahm sich viel Zeit, um mir alles zu erklären und meine Fragen zu beantworten. Alles top – gekauft. Meine Entscheidung war endgültig gefallen. Menschlich wie fachlich kann ich mich diesem Menschen guten Gewissens anvertrauen!

Und die spannendste Info? Der Termin? Anfang Oktober 2022. 

Aber: sobald die Kostenübernahme der Krankenkasse und eine detailliertere Indikation meines Psychotherapeuten vorliegt, rücke ich auf eine Prioritätsliste vor, so dass ich mit viel, viel Glück noch dieses Jahr einen Termin bekommen könnte. Realistischer ist allerdings eher März / April 2022. WUUUUUUUUUHUUUUUUUU!!!!

Auf dem Heimweg kamen mir Tränen der Erleichterung. Noch auf dem Hinweg ging es mir schlecht. Ich war missmutig, gestresst, mir war schlecht und ich hatte etwas Bauchweh. Anspannung pur. Und danach?! Alles wie weggepustet!
Ich machte die Fenster des Autos auf, drehte die Musik laut und fuhr gut gelaunt, um Tonnen erleichtert heim…

Schritt aus der Komfortzone

Meine Kids drängelten schon seit Wochen: „Wann können wir endlich mal wieder schwimmen gehen?!“

Aus naheliegenden Gründen fühle ich mich in Schwimmbädern aber überhaupt nicht wohl und aufgrund meiner körperlichen Verfassung wusste ich nicht, wie ich mich dort hätte kleiden sollen. Doch im Vorfeld des Urlaubs hatte ich mir einer Eingebung folgend einen Tankini nebst Schwimmrock gekauft, der sich für die Transition tatsächlich ziemlich gut eignet.

Da der gestrige Tag mit viel Sonne und sommerlichen Temperaturen lockte, fanden wir den Kompromiss, dass wir ein Freibad besuchen würden, in dem ich mich nicht umziehen müsste, meine Mutter aber mit den Kids ins Wasser gehen würde.

Etwas in mir ließ mich damit aber noch immer nicht ganz happy zu sein. Etwas drängte mich dazu, mich nicht länger verstecken zu wollen. Und so rangen zwei Teile in mir. Die Angst, „komisch“ angeschaut, verspottet, beschämt, ausgegrenzt, beleidigt zu werden und gleichzeitig das überwältigende Bedürfnis, endlich auch in Bademode in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten – so, wie ich es mir immer erträumt hatte.

Also zog ich den Tankini schon daheim an und Straßenkleidung darüber. So hielt ich mir alle Optionen offen.

Offen gestalten: die erste Stunde im Freibad war für mich recht schlimm. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut und wäre am liebsten im Boden versunken. Obwohl kein Mensch mich großartig beachtete, ich also nicht sonderlich auffiel. Nach den Erfahrungen der letzten Monate ein ausgesprochen positives Zeichen.

Nachdem wir zunächst weit vom Pool entfernt auf einer Wiese gelegen hatten, fanden wir etwas später ein paar Liegen unmittelbar am Wasser. Ich willigte ein, mich etwas weiter unter die Menschen zu mischen. 30 Minuten später traute ich mich dann, mich meines Rocks zu entledigen und einige Zeit später auch meines T-Shirts. Da lag ich jetzt also mit meinem Tankini, fühlte mich in gewisser Weise nackt und verletzlich. Und gleichzeitig so gut und frei. So, wie ich es gern wollte. Okay, ein Bikini oder regulärer Badeanzug wäre mir lieber gewesen, aber das passt einfach noch nicht zu meinem Körpergefühl.

Das war dann also nach dem Besuch des Freibads an sich der 2. Schritt aus der Komfortzone. Und nachdem sich Außenwahrnehmung rein gar nicht zu verändern schien, wuchs meine Sicherheit und meine Komfortzone binnen Minuten.

Am Ende des Tages würde ich dann noch mit meiner Tochter zum DLRG-Stand gegangen sein, ihr Bronzeabzeichen mit ihr begleitet haben, eine Runde geschwommen und ziemlich stolz nach Hause gefahren sein. Schritt drei und vier aus der Komfortzone.

So unwohl mir anfangs war, so happy war ich am Abend!
Das war genau der richtige Schritt. Raus aus der Komfortzone, rein ich die Lebensqualität und -freude.

Puh!

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