Nun, liebes Tagebuch. Mein heutiges Tagesziel hat sich zwar nur zu 2/3 erfüllt, aber dennoch bin ich recht zufrieden. Und ein kleines bisschen wehleidig…
13:36 Uhr. Mein neuer WhatsApp-Status:
14:14 Uhr. Ein Freund per WhatsApp (nicht ernst gemeint):
14:34 Uhr. Der selbe Freund überdenkt seine Worte noch einmal:
Was war zwischen 14:14 Uhr und 14:34 Uhr geschehen?!
Ich verrate es dir, liebes Tagebuch. Ich habe ihm ein Foto meines Kinns nach meiner ersten Nadelepilation geschickt. Und ich will ganz ehrlich sein: es sieht schon heftig aus. Oder wie es meine Tochter ausdrückte:
Das sieht ein bisschen eklig aus die Stelle, ich bin ehrlich.
Zweifelsfrei.
Doch bevor ich das Ergebnis zwecks Dokumentation hier einfüge, sei kurz berichtet, wie ich das Ganze erlebt habe:
Die erste Sitzung dauerte zu Testzwecken erst einmal eine Stunde. Um auch Erfahrung zu sammeln, wie meine Haut reagiert, wie ich den Schmerz vertrage und so weiter. Ja, den Schmerz. Ich denke, ich erläuterte es bereits früher, aber ganz kurz als Erinnerung: bei der Nadelepilation wird eine ganz feine Sonde in den Haarkanal jedes einzelnen Barthaars eingeführt, dort wird Strom angelegt, es entsteht Hitze und eine chemische Reaktion findet statt, wodurch die komplette Haarwurzel abgetötet wird. Für immer.
Durch die entstehende Hitze entsteht natürlich ein kurzer Schmerz. Er ist erträglich, aber unangenehm. Schwer zu beschreiben. Am ehesten könnte man es vielleicht mit einem Nadelstich bei der Impfung oder Blutabnahme vergleichen. Je nach Hautregion ist es mal schmerzhafter und mal habe ich kaum etwas gespürt. Dankenswerterweise verwendet die Behandlerin eine lokal betäubende Creme, die es etwas erträglicher macht. Später werde ich mit der Betäubung schon zu Hause beginnen, insbesondere wenn wir uns die Oberlippe vornehmen.
Heute war zunächst nur der linke Teil meines Kinns dran, eine vielleicht daumengroße Fläche. Da zeigt sich schon, warum 180 Stunden veranschlagt wurden – das Ganze ist wahnsinnig mühselig. Und nun ist es auch nicht so, dass diese eine Stelle schon jetzt für immer haarfrei wäre, nein, nein. Es ist eher so, dass durch den Strom und die Hitze benachbarte, “schlafende” Haarzellen erst recht aktiviert werden und zu wachsen beginnen. Daher müssen diese Stellen nach einer Weile erneut behandelt werden. Für 1 – 2 Wochen werde ich in diesem Areal aber wohl nun meine Ruhe haben. Immerhin!
Seit ich zu Hause bin, reibe ich die stark geschwollene und gerötete Stelle mit spezieller Creme und desinfizierendem Pflegespray ein, denn eine Entzündung will ich hier nun wirklich nicht riskieren. Das hatte ich nach dem ersten Versuch der Laserbehandlung vergangenes Jahr, da kann ich wirklich drauf verzichten.
Also…wie ist das Ergebnis denn nun? Ich will es kurz zeigen:
Links mein normaler Bartwuchs, also schon sehr dicht und robust. Und rechts der behandelte Teil. Im Laufe des Abends schwoll die Stelle trotz Kühlung noch mehr an und ich sehe aus, als habe ich einen Zahn gezogen bekommen. 😀
Immerhin durfte ich mich wieder rasieren, so dass ich die fürchterlichen Stoppeln für einen Augenblick loswerden durfte. Lange wird die Freude jedoch nicht währen, denn Freitag habe ich den nächsten Termin. Da der Bart bis dahin 3 Tage wachsen muss…
Aber egal. Trotz der Schmerzen und allem, ich bin total froh, dass es endlich losging! Oder wie ich es gegenüber einem anderen Freund vorhin äußerte:
Aua, aber happy!
Besuch beim Gynäkologen
Ich berichtete ja kürzlich von verhärtetem Brustgewebe, das schmerzte. Ich hatte mir deswegen keine ernsthaften Sorgen gemacht, mein Bauchgefühl sagte mir, dass das hormonbedingt wäre. Dennoch ließ ich es heute lieber abklären. Mein Bauchgefühl bestätigte sich. Das Ultraschall war unauffällig, die gebildeten Strukturen sind dem Brustwachstum geschuldet und treten lautem meinem Gynäkologen sogar recht häufig auf.
Und da dies also ganz klar ein Zeichen ist, dass sich in Sachen Brustwachstum endlich mal was tun, feiere ich das total! Zumal mein Arzt mir attestierte, es wäre langsam äußerlich erkennbar. Ich selbst nehme das ja nicht so sehr wahr und die Unterschiede auf Fotos empfinde ich als verschwindend gering. Aber er konnte mir das recht glaubhaft anhand der sich bildenden rundlichen Form erklären und als Fachmann mit zahlreichen Trans-Patientinnen wird er wohl wissen, wovon er da spricht. Das Gewebe tut bei Berührung zwar immer noch unangenehm weh, aber jetzt weiß ich, dass es ein “guter Schmerz” ist. Also auch hier:
Aua, aber happy!
Neuer Führerschein? Noch nicht!
Mein letztes Tagesziel, die Beantragung eines neuen Führerscheins mit geändertem Namen scheiterte dann leider aufgrund eines Missverständnisses. Positiv war aber, wie locker und natürlich die Dame im Bürgerbüro mit meiner Transidentität umging. Es schien fast so, als sei das für mich eine größere Sache, als für sie. Auch für den Kollegen, den sie kurzfristig zu etwas zu Rate zog. Easy. Und: vorbildlich! So sollte es überall laufen!
Einen neuen Anlauf gibt es dann in den kommenden Tagen. Reine Formsache.