Frau mit Kaffeetasse

Mein liebes Tagebuch, heute hatte ich mein erstes Gespräch mit einem Gutachter für meine Vornamens- und Personenstandsänderung. Einem Herrn im gesetzten Alter, doch mit einem schelmischen Funkeln in den Augen, das selbst das blaustichige und teils stockende Bild der Videosprechstunde nicht zu verstellen vermochte. 

Ich hatte nie eine sonderlich tiefe Bindung zu meinen Großeltern. Leider. Mein Opa väterlicherseits fiel im 2. Weltkrieg im Alter von nur 33 Jahren. Und vor meinem Opa mütterlicherseits hatte ich stets etwas Angst und keine nennenswerte menschliche Verbindung zu ihm. Irgendwie schüchterte er mich ein.
Doch als die heutige Videosprechstunde begann, erfüllte Energie, Lockerheit und eine Verbindung den virtuellen Raum, die ich am besten mit einer herzlichen, liebevollen Beziehung zwischen Großvater und Enkelin beschreiben kann. Obwohl wir uns bis dato vollkommen fremd waren.

Ich war beinahe traurig, als das Gespräch beendet war, doch mit der Perspektive, dem netten Herren Ende der Woche der Form halber im echten Leben begegnen zu dürfen.

Mein Therapeut schien in den letzten Gesprächen nicht übermäßig viel auf seine Gutachten zu geben und ich kann sie augenblicklich inhaltlich auch noch nicht bewerten.

Aber menschlich hat mich dieser vom Leben erfüllte Mann in einem ach so deutschen formellen Prozess tief berührt.

Ja, es ist vollkommen absurd, aber es ist, als hätte ich als kleines Mädchen am Spielplatz stehend zu ihm aufschauen und begeistert rufen können:

Komm Opa! Lass uns schaukeln gehen!

Naja. Heute scheint ein besonderer Tag zu sein. Diese besonderen Gedanken habe ich selten. Und meist sind das Tage, an denen ich schreiben kann. Ob das qualitativ hochwertig ist, weiß nicht. Das spielt aber auch keine Rolle. Wichtig ist, dem Inneren Ausdruck zu verleihen. Und so ließ ich mich unter heftigem Genuss von Musik von Julia Engelmann dazu anstiften, ein paar Zeilen über diesen Menschen zu schreiben.
@Mama: Du hast dir doch mal positive Gedichte von mir gewünscht. Here we go. 😉

Komm!

Lass uns schaukeln gehen!
Ich will hoch hinaus.
Zusammen mit dir nach den Sternen greifen.
Frei wie ein Vogel sein.

An deiner Hand fühle ich mich: sicher,
in deiner Nähe kann ich: sein.
Lachen, rennen, Purzelbäume schlagen,
Dir von hoch oben im Baum stolz winken.

Dein gütiges Lächeln umrahmt dein Gesicht,
deine funkelnden Augen erstrahlen vor Leben.
Dein wuscheliges Haar schimmert silbrig-grau
vor deinem vor Weisheit überquellenden Bücherschatz.

Das Leben sieht für uns dann wohl
gänzlich andere Pfade vor.
Unsere Begegnung eine Art Zufall,
kurz, ungebunden und virtuell.

Doch einer Sache bin ich mir nun gewahr:
du hast mein Herz berührt.

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