Liebes Tagebuch, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich!

Die gute Nachricht ist: ich habe ein tolles Piercing- und Tattoo-Studio bei mir im Ort gefunden und habe mir heute Ohrlöcher stechen lassen. Wow…was für ein tolles Gefühl! Ich war wieder einmal erstaunt, wie wenig schmerzhaft das Ganze eigentlich ist.

Wieder einmal? Ja, denn als Teenager war ich mit einer Pfadfindergruppe im Sommerlager in Irland. Eine traumhafte Insel, zu der ich seitdem gerne noch einmal möchte. Die Steilküsten möchte ich sehen, den rauen Wind im Gesicht spüren…ich schweife ab. Jedenfalls bot eine Betreuerin damals an, Ohrlöcher stechen zu lassen. Diese Gelegenheit ergriff ich damals ohne lange darüber nachzudenken, zumindest an einem Ohr.
Warum ich das tat, weiß ich heute nicht mehr. Ob der Wunsch danach, ein Mädchen zu sein, schon eine Rolle spielte, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es auch einfach nur die simple Rebellion eines Teenagers. 🙂

Jedenfalls kribbelt es mir im Bauch vor Freude. Und optisch machen Ohrringe (im Augenblick natürlich noch die medizinischen Stecker) in Sachen Weiblichkeit viel aus, finde ich. Ich freue mich schon riesig darauf, richtige Ohrringe tragen zu können…

Und nun die schlechte Nachricht. Der Bauch kribbelt nicht nur vor Freude, er meldet sich in den letzten Tagen vor allem abends gerne mal zu Wort und fordert mit ziemlicher Vehemenz etwas zu essen. Heißhunger. Vorbei scheinen die glücklichen Tage während meiner Coming Outs, an denen ich keinen Hunger hatte und kaum etwas aß. Meine Waage freute das. Jetzt scheint einzutreten, was eine Kollegin mir prophezeite: “Jetzt wo du Hormone nimmst…vertraue dem Heißhunger nicht! Ignoriere ihn!” Ein weiser Rat, doch schwerer umsetzbar, als ich gehofft hatte.

Doch es ist Land in Sicht! Alsdann meine Snack-Reserven aufgebraucht sind, werden keine neuen mehr gekauft, ganz einfach! So darf sich der Heißhunger dann mit einem Liter Wasser begnügen…ist eh gesünder… 😉

Status Hormontherapie

Neben dem kürzlich beschriebenen Hormonfeuerwerk und dem oben ausgeführten Heißhunger geht es mir weiterhin sehr gut mit den Hormonen. Meine Verteilung von 1 Hub morgens und 1 Hub abends klappt ganz gut, die Stimmungstiefs am Abend bleiben aus. Der Heißhunger leider nicht. Dennoch spürte ich auch heute den ganzen Tag lang eine starke Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Seit ein paar Tagen gesellen sich auch ab und an Kopfschmerzen zu den Nebenwirkungen hinzu. Zur Arbeit musste ich mich regelrecht zwingen und das, obwohl es heute etwas zu feiern gab:
ein Projekt, das ich leiten durfte, hat einen Award gewonnen…wow…eine tolle Wertschätzung für das gesamte Team!

Interessanterweise spürte ich aber von der viel beschworenen größeren emotionalen Bandbreite durch die Hormone nichts. Dieser Effekt der ersten Tage ist eher dieser Abgeschlagenheit gewichen. Laut dieser leicht verständlichen Ausführung könnte das mit einem sinkenden Testosteronspiegel zu tun haben…grundsätzlich eine erfreuliche Nachricht. Sollte meine Stimmung dadurch aber noch weiter absinken, fände ich das weniger spaßig.

 

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