Leser*innen fragen: GaOP als Kraftfahrerin im Fernverkehr?

question marks on paper crafts beside coffee drink

In der Rubrik „Leser*innen fragen“ greife ich (anonym) Fragen und Sorgen aus der Leserschaft auf und stelle sie für die Community bereit – denn Sharing is Caring. 😉 Heute befasse ich mich mit der spannenden Frage, was eine GaOP für jemanden bedeuten kann, der beruflich viel hinter dem Lenkrad sitzt.

Ihr Lieben,

mich erreichte eine liebe E-Mail meiner Leserin J., die selbst als Kraftfahrerin im Fernverkehr unterwegs ist, jedoch mit dem Gedanken spielt, eine GaOP machen zu lassen. Sie macht sich Sorgen um die Heilung und Nachsorge, die durch das viele Sitzen potenziell schwierig sein könnte. Außerdem befasst sie sich im Rahmen ihrer Transition mit dem Thema „Schwangerschaft“.

Im Folgenden lest ihr meine (gekürzte und anonymisierte) Antwort:

Liebe J.,

Ich kann gut nachvollziehen, dass du dir aufgrund deines Berufs Sorgen um die GaOP machst.
Tatsächlich es ist so, dass man – je nach OP-Technik – einige Wochen nicht gut sitzen kann. In meinem Fall musste ich sogar 3 Monate lang Schmerzmittel nehmen, um durch den Tag zu kommen. Ein wenig Hilfe brachte mir ein Sitzring, der die OP-Stelle ein wenig entlastete. Für lange Fahrten im Fernverkehr stelle ich mir aber selbst das anfangs problematisch vor.

Du fragst mich nach einem Rat – da fallen mir spontan ein paar Dinge ein:

  • Kläre bereits im Vorfeld mit deinem Arbeitgeber, dass du diese OP machen möchtest und daher eine ganze Weile ausfallen wirst.
  • Nimm dir auf jeden Fall die 6 Wochen Auszeit, innerhalb derer du noch in der Lohnfortzahlung bist.
  • Falls du es dir finanziell irgendwie erlauben kannst, nimm dir ggf. noch mehr Zeit ohne Arbeit. Eine GaOP ist ein großer Eingriff und braucht oft bis zu 12 Monate, um anständig auszuheilen. Mit weitgehender Schmerzfreiheit kann man tatsächlich erst nach ca. 6 Monaten rechnen. Das ist aber individuell natürlich verschieden. Eine Alltagsbewältigung mit erträglichen Schmerzen ist aber schon deutlich früher möglich.
  • Besorg dir vor der OP einen Sitzring – ich habe mir z. B. damals diesen hier bei Amazon bestellt und habe damit gute Erfahrungen gemacht: https://amzn.to/3SJLlJR (Affiliate-Link)
  • Überlege für dich, welche OP-Variante dir wichtig ist: die „große“ Lösung (inkl. Vagina, was z. B. Geschlechtsverkehr erlaubt) oder die „kleine“ Lösung, bei der lediglich äußerlich weibliche Genitalien gestaltet werden (diese Lösung hat z. B. eine lesbische Freundin von mir machen lassen, die keinen Geschlechtsverkehr haben möchte).
    • Die „große“ Lösung erfordert relativ viel Nachsorge mit Bougieren – die ersten 3 Monate etwa 2x 60 Minuten am Tag. Nach und nach kann man diese Abstände vergrößern, bis man nach ca. 1 Jahr bei 1x pro Woche 60 Minuten angelangt – das aber ein Leben lang. Die Dauer und Häufigkeit variiert leicht, je nach Operateur.
    • Die „kleine“ Lösung erfordert kein Bougieren, ist also wesentlich pflegeleichter und heilt auch viel schneller wieder ab. Besagte Freundin ging etwa einen Monat nach der OP schon wieder mehrere Kilometer Joggen. Das wäre bei der großen Lösung wie bei mir völlig undenkbar gewesen.

Ja, das Thema Schwangerschaft – dieses Glück bleibt uns ja nun leider verwehrt, selbst wenn es bereits experimentelle Gebärmutter-Transplantationen bei trans Personen gab. Die damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen sind für meine Begriffe aber viel zu groß, als dass das ein realistisches Szenario wäre. Ich für meinen Teil bin schon vor längerer Zeit durch eine Art Trauerprozess gegangen, um zu verarbeiten, dieses Glück niemals erfahren zu dürfen. Da ich aber glücklicherweise zwei gesunde Kinder habe, für die ich unendlich dankbar bin, hielt sich die Trauer insgesamt in Grenzen. Ich kann aber gut verstehen, wenn dich das beschäftigt und halte es auch für einen wichtigen Teil der Selbstfindung in der Transition, bzw. in der Auseinandersetzung mit dir selbst in Bezug auf deine Weiblichkeit.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar wertvolle Gedankenanstöße geben und wünsche dir von Herzen, dass du für dich die richtige Entscheidung finden wirst.

Von Herzen alles Gute,
Julia

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